Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06FEB2023
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Abtreiben kommt für sie nicht in Frage. Anna ist 14 Jahre alt als sie erfährt, dass sie schwanger ist. Es ist ein Schock für sie, denn sie geht noch zur Schule, aber sie will das Kind. Ich habe sie in einem Kinder-Familienzentrum kennengelernt. Dort hat sie mir erzählt, dass sie es anfangs nicht wahrhaben wollte. Sie ist doch erst 14 Jahre, hat keinen Abschluss und verheiratet ist sie ja auch nicht. Angst hat sie gehabt. Was sollen ihre Freunde und ihre Familie von ihr denken? Deswegen hat sie sich nicht getraut mit irgendjemandem darüber zu reden. Die Schwangerschaft hat sie verdrängt, solange sie konnte. Solange, bis sich der Bauch nicht mehr verstecken ließ. Dann musste sie reden.

Es hat Anna sehr viel Kraft gekostet auf ihre Eltern zuzugehen, aber es hat sie auch erleichtert: Endlich alles loswerden, endlich nicht mehr allein sein. Ihre Eltern mussten die Nachricht zunächst verdauen. Dann haben sie aber Anna unterstützt, wo sie konnten. Sie haben nach Wegen gesucht, wie Anna trotzdem die Schule fertig machen kann und wie das Baby betreut werden kann. Heute hat Anna einen kleinen Sohn und geht wieder zur Schule, macht ihren Abschluss. Eine kirchliche Einrichtung unterstützt sie bei der Betreuung ihres Kleinen.

Ich bin von diesem jungen Mädchen sehr beeindruckt. Ich stell mir das unglaublich belastend vor, was sie durchgemacht hat. Zumal ich selbst weiß, was es heißt, schwanger zu sein. Annas Situation kann ich deshalb zumindest vage nachempfinden und kann mir aber sehr gut vorstellen, wie unsicher sie gewesen ist.

Dabei werden gerade dieser ungeplante Rahmen und die Unsicherheit schon bei einer anderen Schwangeren in der Bibel erwähnt: Bei Maria. Auch sie ist, wie Anna, unverheiratet. Und als sie erfährt, dass sie schwanger ist, hat auch sie ziemliche Angst. Mit wem soll sie darüber reden? Sie braucht jemanden, der ihr sagt: „Fürchte dich nicht“. In der Bibel wird es ein Engel sein, der das tut.

Und das sind für mich gleich mehrere wunderbare christliche Botschaften: Zum einen, dass es nicht den perfekten Zeitpunkt für eine Familienplanung gibt. Sondern es ist immer Zeit dafür. Wenn man sich für das Leben entscheidet, lässt sich auch ein Weg finden, wie das drumherum gestaltet werden kann. Und zum anderen, dass ich ungewollt Schwangere nicht verurteilen sollte, sondern stattdessen mich ihrer Situation annehmen, sie stärken und schützen sollte. Ich begrüße es deshalb sehr, dass es auch kirchliche Einrichtungen gibt, die dies für junge werdende Mütter tun. Menschen, die den Verzweifelten sagen „fürchte dich nicht“, es wird gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37046
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