SWR4 Abendgedanken

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10FEB2023
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Komme, was Wolle, ich Schaf das. Das steht auf meinem neuen Pulli drauf. Natürlich ist da ein kleines Schaf drauf. Deshalb ist das Wort Wolle großgeschrieben und aus dem schaffen mit zwei f wird das schaf mit einem f. Komme, was Wolle ich Schaf das. Ich mag solche Wortspiele. Und ich finde diesen Satz einfach klasse. Ich schaff das. Egal was kommt.

Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich kein Schaf bin. Und trotzdem werden wir Menschen in der Bibel immer mal wieder mit Schafen verglichen. Das vermutlich bekannteste Gebet in der Bibel beginnt genau mit dieser Vorstellung: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Das ist ein Satz, der so gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint. Ich bin es doch gewohnt, dass ich für mein Leben selber verantwortlich bin. Ich will ja schließlich meine eigenen Entscheidungen treffen. Und ich weiß – glaub ich – auch ganz gut, was gut für mich ist und was nicht. Ich will doch nicht irgendeinem Hirten einfach so hinterherlaufen.

Ich glaube aber, dass das so gar nicht gemeint ist. Es geht nicht darum, einfach jemandem blind hinterherzulaufen. Sondern vielmehr darum: wie kann ich wirklich mein Leben so leben, dass ich sagen kann: Komme, was wolle ich schaff das. Und muss ich das wirklich alles ganz allein schaffen. Die Frage ist deshalb vielleicht eher: Wem kann ich in meinem Leben so vertrauen, dass ich mir auch was sagen lasse. Ich glaube: Wenn ich mein Leben nur so für mich lebe. Und immer nur das tue, was ich will und was mir in dem Moment guttut, dann macht mich das auch einsam. Außerdem tut es – zumindest mir – gut, wenn ich alles, was mich beschäftigt, auch mit jemandem teilen kann. Mit meiner Familie, meinen Freunden und auch mit Gott.

So kann ich viel besser mit dem leben, was mir in meinem Alltag so unterkommt. Wenn ich mich freue, kann ich das teilen. Wenn ich mir Sorgen mache, dann kann ich das auch teilen. Ich glaube genau das hilft mir: zu wissen, dass da immer jemand für mich da ist. Der mir nicht immer nur sagt, was ich alles falsch mache, oder, dass ich es doch lieber ganz anders machen soll. Es hilft mir, dass ich mein Leben selber in die Hand nehmen kann. Es gestalten kann und was draus machen kann. Und immer wieder sagen kann: Komme, was Wolle, ich Schaf das.

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