SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

07FEB2023
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Immer, wenn ich ein Eichhörnchen sehe, muss ich daran denken, dass Gott jetzt lächelt. Doch wirklich. Warum? Na ja: Ich war bei einem Seminar und das hat mit so einer Entspannungsübung angefangen. Wir sollten die Augen schließen, ruhig atmen und dann an etwas denken, was an dem Tag schön war. An dem Tag habe ich morgens bei uns auf dem Balkon ein Eichhörnchen gesehen. Deshalb habe ich an dieses Eichhörnchen gedacht. Und dann kam die nächste Aufgabe. Dass wir uns eben vorstellen sollten, dass uns in diesem Augenblick Gott angelächelt hat.

Dieses Bild kriege ich jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Weil ich das in dem Moment so toll fand. Gott lächelt mich an. Durch dieses kleine rotbraune Pelzknäuel. Irgendwie dachte ich in dem Moment: Ja, eigentlich stimmt das. In der Bibel gibt es viele alte Gebete, die genau das beschreiben. Dass Gott auch in den ganz kleinen und alltäglichen Sachen uns Menschen begegnet ist.

Die Frage ist dabei vielleicht: Will und kann ich das so sehen. Oder nicht. Ich meine, dass da an dem Morgen gerade ein Eichhörnchen vor meinem Fenster war. Dass kann ja auch einfach Zufall gewesen sein. Oder es hatte Hunger und hat sich bei den Sonnenblumenkernen im Vogelhäuschen bedient – wenn Eichhörnchen denn Sonnenblumenkerne fressen. Aber ja: Ich glaube, dass mir Gott jeden Tag auf ganz unterschiedliche Weisen begegnen kann. Wenn ich mich mit anderen Leute treffe und unterhalte. Wenn ich morgens mit meinem Hund unterwegs bin und es langsam hell wird. Wenn mich jemand in der Fußgängerzone einfach so anlächelt.

Ich glaube, ich bin aufmerksamer geworden, seitdem ich da ein bisschen mehr drauf achte. Aufmerksamer, dankbarer und vielleicht ein bisschen besser gelaunt. Es gibt so viele Sachen, die mir meinen Alltag manchmal echt schwer machen. Und ich mache mir manchmal so viele Sorgen über die Zukunft. Wo sich unsere Welt gerade hin entwickelt. Dass sich die Leute – zumindest gefühlt – immer mehr streiten. Und dann noch jeden Tag in den Nachrichten Krieg, Inflation und Klimawandel. Ich merke, dass es mir guttut, nach den schönen Sachen zu suchen. Das in meinem Alltag zu finden, worin mich Gott anlächelt. Mich nicht nur runterziehen zu lassen. Sondern mich an den vielen kleinen Sachen zu freuen, die es – Gott sei Dank – auch gibt. Und sei es eben in einem kleinen Eichhörnchen. Ich glaube, ich nenne es ab jetzt Smiley. Und hoffe, dass es noch oft zu Besuch kommt.

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