Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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28JAN2023
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In den Wintermonaten komme ich echt schlecht aus den Federn. Mir fehlt da irgendwie die Motivation. Ein Freund meint, ihm helfe die Methode von Salvador Dalí. Der spanische Künstler hat gesagt: „Jeden Morgen beim Erwachen genieße ich das erhabene Vergnügen, Salvador Dalí zu sein. Voller Erstaunen frage ich mich dann, was dieser Dalí heute noch wieder Wunderbares verrichten wird.“

Ich muss schmunzeln. Mich befällt beim Erwachen eher kein „erhabenes Vergnügen“ und ich bin auch nicht davon überzeugt, dass ich etwas Wunderbares an diesem Tag schaffen werde. Wenn der Wecker läutet, befallen mich eher zwei Orientierungsfragen: Kann ich noch 5 Minuten liegenbleiben? Und: Was steht heute an?

Während der Start in den Tag bei Salvador Dalí zuversichtlich und amüsant klingt, ist es bei mir mehr die allmorgendliche Suche nach mir selbst und meiner Motivation.

 

Aber ich könnte es mal ausprobieren: Mit Vergnügen stelle ich dann morgens fest, dass ich die bin, die ich bin. Und zwar so wie ich bin. Nicht größer oder kleiner, dicker oder dünner, älter oder jünger. Es ist ein bisschen wie eine Selbstverordnung: Ich finde mich jetzt mal toll! Wenn ich nämlich anfange, darüber nachzudenken, fällt mir alles Mögliche ein, dass ich gern anders hätte. Also: Nicht denken – einfach toll sein. Mit sich selbst froh sein. Christlich formuliert: ich liebe mich selbst. Warum? Von meinem Glauben her würde ich sagen: Weil Gott mich mag. Das ist der Kern.

 

Von hier ist es dann nicht weit zur Überlegung: Ich werde Wundervolles an diesem Tag tun. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, was. Das heißt nicht, dass ich die Weltachse schmieren muss. Erstmal tue ich, was ich tun muss: ich gehe meiner Arbeit nach, kümmere mich um Familie und Freundeskreis, gehe zum Sport und so weiter. Und nebenbei kann ich immer versuchen, die Welt zu retten, indem ich zum Beispiel meinen Beitrag zum Klimaschutz leiste.

 

Aber auch wenn ich mal gar nichts leiste und einfach nur dem Tee beim Ziehen zuschaue oder Nelkenblüten kaue, es liegt bei mir, dass ich mich selbst annehme und den Tag gestalte, damit er für mich und die anderen gut wird. Dann gelingt mir jeden Tag Wundervolles.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36960
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