Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

22JAN2023
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Tage der Orientierung. So heißt ein Angebot der Kirche für Schülerinnen und Schüler, egal ob sie gläubig sind oder nicht. Eine Schulklasse sucht sich ein Thema aus, z.B. „Meine Zukunft“ oder „Liebe und Partnerschaft“ - und fährt dann drei Tage weg von der Schule und von zu Hause. Die Jugendlichen können sich dann mit einem Thema beschäftigen, dass sonst in der Schule zu kurz kommt.

Während meines Studiums habe ich oft und gern dabei mitgearbeitet, weil ich das sinnvoll fand. Die Schülerinnen und Schüler haben so erfahren, dass sie ihre Fragen, Sorgen oder Probleme nicht mit sich allein ausmachen oder herumtragen müssen. Im Gegenteil: Durch den Austausch haben sie gemerkt, dass es anderen ähnlich geht. Und wir haben Wege mit ihnen gemeinsam erarbeitet, wie sie mit ihren Situationen klarkommen oder wo sie vielleicht Orientierung herbekommen können. Und da hat dann mein Glaube als Beispiel geholfen.

Ich erinnere mich noch gut an eine Hauptschulklasse. In der Schule hat sich alles um den Abschluss gedreht. Tatsächlich hat die Jugendlichen aber vielmehr beschäftigt, was danach sein wird. Also mit welchem Beruf sie auch eine Familie gründen können. Sie haben sich Sicherheit und genügend Einkommen gewünscht. Ein Schüler hat sich aber auch um das benachbarte Kernkraftwerk gesorgt, nicht dass da etwas passiert… Andere haben sich gewünscht, dass sie auch mit Hauptschulabschluss in der Gesellschaft etwas wert sind oder haben sich gefragt, wie sie später den oder die richtige Partnerin für eine Familie finden. Am Ende dieser Kleingruppe sind Sorgen, Ängste, aber auch viele Wünsche im Raum gestanden.

Ich hab den Schülerinnen und Schülern dann etwas angeboten, was mir hilft, wenn mir so viel durch den Kopf geht und was ich aus dem Gottesdienst kenne: Fürbitten aussprechen. Das habe ich dann mit ihnen sinngemäß umgesetzt. Wir haben uns ein gemütliches Plätzchen im Grünen gesucht und ich habe Zettel, Stifte, eine Schale, etwas Kohle und Weihrauch mitgebracht. Alle hatten dann die Möglichkeit entweder etwas aufzuschreiben und zu verbrennen oder aber es auszusprechen und dann etwas Weihrauch auf die brennende Kohle zu legen. Unsere Gedanken, Wünsche und Bitten sind dann als Rauch zum Himmel aufgestiegen und wir haben sie ein Stück weit aus der Hand gegeben und losgelassen.

Für die Jugendlichen ist es entlastend gewesen. Mir gibt dieses Ritual jedoch auch Mut und Kraft. Ich muss nicht alles mit mir allein ausmachen, sondern kann Gott meine Sorgen, Bitten, aber auch meinen Dank entgegenbringen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36952
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