Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Nur noch wenige Stunden, und das alte Jahr versinkt in der Geschichte. Es hat mich irritiert und verstört, vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Wie schwere Brecher rollten die Ausläufer des Klimawandels auf uns zu: Sengende Hitzewellen, verheerende Fluten, aber nur halbherzige Beschlüsse der Welt-Klimakonferenz. Die Pandemie geisterte immer noch in stets neuen Varianten durch die Lande. Über sechs Millionen Menschen starben weltweit an oder mit Corona. Und wir streiten uns immer noch, wie wir damit umgehen sollen. Da hat dieser verdammte Krieg – fast vor der eigenen Haustür – gerade noch gefehlt. Zehntausende bezahlten inzwischen diesen Wahnsinn – völlig sinnlos – mit ihrem Leben. Städte in Schutt und Asche, traumatisierte Menschen, Flüchtlingsströme. Und kein Ende in Sicht! Die Menschheit bombt sich selber um Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurück.
Manche sehen die „Apokalyptischen Reiter“ am Horizont, die das Ende der Welt verkünden. Verschwörungs-Legenden haben Hochkonjunktur. „Folgt ihnen nicht!“ - warnt Jesus im Lukas-Evangelium. Auch dann nicht, wenn „Krieg und Aufruhr“ übers Land kommen und euch „Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte“ erschüttern (21,8-11). Aber was dann, fragten ihn damals die Leute. „Bleibt standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen“, lautet die Antwort Jesu (21,19).
„Bleibt standhaft!“ - Dieses Jesus-Wort möchte ich Ihnen zum Jahreswechsel ans Herz legen. Lasst uns im neuen Jahr noch entschiedener anders leben, einfacher, ressourcenschonend, umweltverträglich. Lasst uns noch lauter lamentieren, demonstrieren, protestieren gegen den Krieg, diese Geißel der Menschheit. Lasst uns die Gewalt aus dem eigenen Leben verbannen, denn sie löst keine Konflikte. Geht achtsam und liebevoll miteinander um, und bleibt Gott im Gebet verbunden, empfiehlt Jesus denen, die ihm folgen.
Ich gebe Ihnen das innige Gebet des protestantischen Bekenners Jochen Klepper, einst von den Nazi-Verbrechern in den Tod getrieben – mit auf den Weg: „Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen. Der du allein der Ewige heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten. Bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten“.
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