Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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30DEZ2022
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Die Träume einiger Akteure der Heiligen Schrift bildeten die Verbindung und den Konfliktstoff der vorangegangenen Erzählungen aus dem ersten Mosebuch. Im elterlichen Hause hat Josef, das Lieblingskind Jakobs sehr oft von seiner eigenen glänzenden Zukunft, als Herr über seine Geschwister geträumt...  Da er diese Träume den Brüdern auch selbstbewusst erzählte, beschlossen sie ihn aus Rache nach Ägypten, als Sklaven zu verkaufen.  Dort gelang es Josef einen Traum des allmächtigen Pharaos, dem Herrscher des Landes, Erfolg bringend zu deuten.  Dafür wurde er zum Stellvertreter des Pharaos, zum mächtigen Wirtschaftskoordinator des antiken Superreiches ernannt.  In dieser Machtposition begegnet er wieder seinen Brüdern, die ihn einst an eine Karawane nach Ägypten verkauft hatten.

Manchmal frage ich mich, ob Sigmund Freud wohl den Talmud studiert hat? Der große Psychoanalytiker hat angemerkt, er behandle und erforsche den Traum, wie einen „heiligen Text“. Und daraus können wir schließen, dass das rabbinisch-talmudische Judentum auf Freud wahrscheinlich einen gewissen Einfluss hatte.

Die zahlreichen Äußerungen über Träume und ihre Deutung in der rabbinischen Traditionsliteratur zeigen bei aller Uneinheitlichkeit, dass auch die jüdischen Gelehrten ihnen ein großes Interesse entgegenbrachten. 

Der Talmud beschreibt unterschiedliche Träume, die viele verschiedene Kategorien abdecken; Visionen von Orten, Tätigkeiten, Tieren, Früchten usw. und offenbart uns ihre Bedeutung (Talmud Berachot, 55b-58a).

Im Judentum gibt es eine beträchtliche Menge an Literatur über Träume, die immer wieder völlig andere Ansichten widerspiegeln können. Im jüdischen Denken können Träume nicht nur eine bestimmte Bedeutung haben, sondern sogar wichtige Nachrichten an die Träumenden enthalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36761
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