SWR2 Wort zum Tag

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13DEZ2022
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In unserer Gedächtniskirche in Speyer, hängt in der Advents-und Weihnachtszeit hoch über dem Altarraum ein schöner großer leuchtender Stern mit vielen Spitzen. Es ist ein Herrnhuter Stern. Er heißt so, weil er im 19. Jhdt von einer evangelischen Glaubensgemeinschaft, den Herrnhuter Brüdern, zum ersten Mal gefertigt wurde und symbolisiert den Stern von Bethlehem.

Nach biblischer Überlieferung hat dieser Stern mit seinem Licht den Weisen den Weg nach Bethlehem gewiesen. Ihm folgend haben sie das Kind in der Krippe gefunden, Jesus.

Auch die vielen Sternmotive der LED-Beleuchtungen in den Fußgängerzonen, Einkaufszentren, Geschäften und Häusern gehen letztlich auf dieses Motiv zurück. Es ist schön und ansprechend, gerade im Advent durch hell besternte Straßen zu schlendern, unter dem Glanz von Lichtern und Sternen weihnachtlich geschmückte Schaufenster zu bestaunen oder einen Adventsmarkt zu besuchen.

Die enorm gestiegenen Energiekosten haben Beleuchtungen dieser Art allerdings vielerorts in Frage gestellt. In der Tat waren in den letzten Jahren manche Fußgängerzonen, Einkaufszentren und zunehmend auch Privathäuser mit Lichterketten und Leuchtmitteln regelrecht zugepflastert. Manche sprachen deshalb schon von einer „Lichtverschmutzung“. Gut, dass es nun zu einem Umdenken kommt.

Ein Licht zu haben, das in der Dunkelheit den Weg erhellt, ist etwas existentiell wichtiges. Das habe ich bei einer Winterwanderung mit Freunden einmal besonders eindrücklich erlebt. Das war noch zu der Zeit, als es noch keine Handys mit einer Navi-App gab. Wir hatten uns verlaufen, es wurde schnell dunkel und bald waren wir in tiefer Nacht unterwegs, mitten in einem finster gewordenen Wald. Zum Glück hatte einer eine Taschenlampe dabei, sonst wären wir wohl kaum recht spät, aber froh und wohlbehalten doch noch zuhause angekommen.

Ich brauche keine Strahler, die den ganzen Wald erhellen. Keine Lichtermeere, die so tun, als gäbe es die Dunkelheit nicht. Und auch keine leuchtenden Puppenhäuser, die alles ausblenden wollen, was ihre heile Welt in Frage stellt. Das hat mir noch nie eingeleuchtet.

Ich brauche nur ein einziges Licht. Das mir den Weg zeigt. Ein Licht. Auf meinem Weg. Durch die Dunkelheit. Mehr nicht. Aber das brauche ich unbedingt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36718
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