SWR3 Worte

06DEZ2022
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Eine Nikolausgeschichte von Gerhard Eberts:

„Der Student hatte sich alle Mühe gegeben, den guten Nikolaus darzustellen. Aber es half nichts, das Kind schrie wie am Spieß.
Ganz langsam nahm der Student die Bischofsmütze vom Kopf, und legte den roten Mantel zur Seite. Das Kind vergaß zu weinen.
Jetzt löste der Student den langen Bart. Ein junges, verlegenes Gesicht kam hervor. Das sah das Kind lächelnd an. Das Kind studierte das Gesicht. Die beiden lachten miteinander. Dann nahm das Kind den falschen Bart und versuchte ihn wieder anzuziehen.
Währenddessen erzählte der Student die Geschichte vom Nikolaus: dass er schon lange tot ist und ein guter Mensch gewesen ist. Besonders zu den Kindern. Und dass jetzt andere in die Rolle des Nikolaus schlüpfen, um an ihn zu erinnern. Das Kind hörte mit großen Augen zu.
Der Zauber ist dahin, sagten die Erwachsenen. Was uns bleibt, ist das Wunder, dachte der Student.“

 

 

Aus: Gerhard Eberts „Das Wunder“ in: Der Andere Advent 2013/14, 6.12., Andere Zeiten e.V., Eigenverlag, Hamburg 2013

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36655
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