Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

27NOV2022
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Was wäre eigentlich, wenn es keinen Advent geben würde? Wenn heute ein ganz normaler Sonntag wäre? Es fällt mir schwer, mir das vorzustellen. Denn wenn es keinen Advent gibt, dann fällt auch all das aus: Kerzen auf dem Adventskranz, erste Plätzchen, Adventslieder, der Weihnachtsstern in der Wohnung.

Aber da ist noch mehr, wenn der Advent fehlt. Advent ist ein lateinisches Wort. Übersetzt: Ankunft. Heißt: Da kommt etwas – und ist aber noch nicht da. So wie ein Zug, der zu einer bestimmten Zeit im Bahnhof ankommt. Advent ist eine Wartezeit. Ist die Zeit des Dazwischen. Zwischen dem Alltag und der Weihnachtszeit. Zwischen der Zeugung eines Kindes und seiner Geburt. Zwischen Geschenke kaufen und verschenken. Der Advent unterbricht die Zeit.

Ein Theologe hat mal geschrieben: Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion. Genau das zeigt sich im Advent. In dieser Zeit kann ich spüren: Unterbrochen wird der Trott. Das, was immer schon war. Es gibt Alternativen. Es kommt etwas, das anders ist.

Heute, am ersten Advent, kann ich mich daran erinnern. Dass es Veränderung in meinem Leben geben kann. Dass noch nicht alles gesagt und getan ist. Ich kann spüren, was es heißt, auf etwas Anderes zu warten.

Genau das schenkt mir der Advent. Wenn ich mich besinne, wenn ich innehalte, dann unterbreche ich die Zeit. Wenn ich eine Kerze anzünde und die anderen drei Kerzen sehe und mich auf die kommenden Wochen freue, dann unterbreche ich die Zeit. Wenn ich mir Adventslieder im Radio anhöre oder selber singe, dann mache ich mir klar: Es ist jetzt eine andere Zeit. Und: Etwas Anderes ist immer möglich in meinem Leben und im Leben aller Menschen. Daran erinnert mich der Advent. Schön, dass es ihn gibt.

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