SWR3 Gedanken

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19NOV2022
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„Ich habe wichtigeres im Leben zu tun“, sagt mir mein kleiner, vierjähriger Neffe. Ich hatte ihn gefragt, ob er nicht doch mal wenigstens probieren möchte, ein ganz kleinwenig sein Zimmer aufzuräumen. Da guckt er mich ganz ernst an und sagt: „Tante, ich habe wichtigeres im Leben zu tun.“ „Okay“, frage ich ihn, „was gibt es denn so Wichtiges in Deinem Leben?“ Mein kleiner Neffe zählt auf: mit seinem Vater ist er gerade dabei, im Gütle ein Häusle aus Holzpaletten zu bauen. Dann sind da seine Freunde im Kindergarten. Und, fügt er hinzu, dann sind ja noch die Hühner vom Pfarrer. Ich gucke meine Schwester / seine Mutter fragend an: Welche Hühner vom Pfarrer? Na, sagt sie, wir gehen auf dem Weg zum Kindergarten immer am Pfarrgarten vorbei und an den Hühnern vom Pfarrer. Wir sagen ihnen Hallo und gucken dann, ob alle Hühner noch da sind und ob es allen gut geht. Ja, denke ich! Alles wirklich wichtige Sachen.

Abends sitzen meine Schwester und ich bei heißer Zimtmilch zusammen und überlegen uns, was für uns wichtig im Leben ist. Die Familie fällt uns als erstes ein, die Gesundheit natürlich, der Beruf… ein aufgeräumtes Kinderzimmer kommt nicht vor.

Meine Schwester erzählt, dass es von der Kirchengemeinde ein Angebot gibt, eine Woche im Kloster. Sie überlegt, daran teilzunehmen. „Ich glaube, die Stille und Ruhe werden mit guttun“, sagt sie, „und ich habe einfach Zeit, mir zu überlegen: Was ist mir in meinem Leben wichtig? Und dann fällt es mir vielleicht auch leichter, all das Unwichtige nicht mehr so wichtig zu nehmen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36525
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