Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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25NOV2022
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An diesem Schabbat lesen wir die biblische Erzählung über Jakob und Esau aus dem 1. B.M. Die Zwillinge des Erzvaters Isaak verkörpern ihrem Wesen nach zwei Welten. So wurde der Mutter Rebekka in der Schrift offenbart: (1.B.M. 25:23) „Zwei Völker sind in Deinem Leib, zwei Stämme trennen sich bereits in deinem Schoß…“

Die Gegensätze zwischen den Söhnen schildert die Tora anhand ihres Werdeganges: „Esau wurde ein tüchtiger Jäger, ein Mann des freien Feldes. Jakob dagegen war ein untadeliger Mann und blieb bei den Zelten.“ ( 25: 27)

Aus der Charakterisierung Jakobs, der später den Beinamen Israel erhielt, entnahm die traditionelle Exegese, dass er sich bereits damals dem Studium zuwandte.  Ferner erfuhren wir, dass der Vater Isaak, Esau bevorzugte, Rebekka dagegen an Jakob hing. Nach der rabbinischen Einstellung, basierend auf einer gewaltlosen Ethik, war Esau der nomadisierende, wilde Jäger, ein negativer Charakter.  Die Lebensweise des Jägers treibt ihn zur Gewaltanwendung. Daher sprachen sich die Rabbinen auch noch im Mittelalter gegen die Jagdleidenschaft aus. Einer der größten Autoritäten des Judentums Rabbi Meir Ben Baruch aus Rotenburg ob der Tauber, der im 13. Jahrhundert lebte, verbietet den Juden sogar die Teilnahme an Treibjagden.

Es ist bis zum heutigen Tage üblich, wenn man ein neues Gewand anzieht, dem Schöpfer gegenüber einen Segensspruch aus Dankbarkeit auszusprechen. Eine Ausnahme bilden Pelze oder Lederbekleidung. Juden halten es nicht für angebracht in einem Segensspruch G-tt zu loben, wenn zum Erwerb eines Pelzmantels vorher seine Geschöpfe getötet werden mussten. Die Einstellung, die von dem Menschen eine, seiner Umwelt gegenüber verantwortungsbewusste Handlung erwartet, lässt sich im Judentum sehr weit zurückverfolgen.

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