Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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26OKT2022
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„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Diese Worte stammen aus einem alten Gebet in der Bibel und sind zu einem geflügelten Wort geworden. Und sie sind ein echt tolles Versprechen. Leider denke ich nicht oft genug daran oder vielleicht vertraue ich auch nicht wirklich darauf.

Ich bin eher der Typ, der schnell reagieren, der selbst agieren möchte. Ich will aktiv gestalten und lieber tun und nicht unbedingt lassen.

Und das ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt: Auch Therapeuten raten dazu aktiv zu werden. Denn es ist gut für die Seele, wenn man erlebt: ich kann etwas selbst gestalten. Und dennoch: am Abwarten ist auch was dran.

Und hin und wieder wünsche ich mir genau das. Dann würde ich gerne entspannter und gelassener mit Situationen umgehen. Einfach „Abwarten und Tee trinken“ oder eben darauf hoffen, dass es der „Herr im Schlaf gibt“. Denn eigentlich weiß ich: „Nichtstun“ kann manchmal genau richtig sein.

Wenn ich ans „Abwarten“ denke, dann sehe ich einen nordischen Seebär vor mir: ein alter Mann, groß, rau, mit Bart und grobem Wollpuli. Einer, der eher knurrt, als spricht: „Abwarten und Tee trinken“. Und es trotzdem gut meint mit mir. Das hat etwas enorm Beruhigendes.

Manchmal sehe ich aber auch eine Oma im nordfriesischen Tee – Salon vor mir, mit einer Teetasse aus feinem Porzellan. Die schaut mich über die Strickbrille an und sagt „Jetzt erstmal abwarten und Tee trinken“.

„Den seinen gibt`s der Herr im Schlaf“ – abwarten und Teetrinken! Beides erinnert mich daran: Manchmal liegt in der Ruhe die Kraft. Gott unterstützt mich dabei – wie der erfahrene Seebär und die gütige Oma in einem: Kraftvoll und verlässlich - verständnisvoll und zärtlich. So ist Gott mit seinen Menschen.

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