Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22OKT2022
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Eine Freundin besucht mich. Als sie aus dem Badezimmer kommt, sagt sie: „Du hast ja noch mehr Plastik im Bad als ich! Allein fürs Duschen habe ich sieben Verpackungen gezählt.“ Ich fühle mich ertappt. Und versuche mich zu rechtfertigen: Das sieht nur auf den ersten Blick so aus. Die vier verschiedenen Duschgele benutze ich je nach Stimmungslage oder je nach dem, ob ich morgens oder abends dusche. So dauert es ja auch länger, bis eins aufgebraucht ist. Aber meine Freundin hat ja recht: ich habe insgesamt viele Plastikverpackungen im Bad.

Inzwischen habe ich zwar auch Shampoo und Duschgel ohne Plastikverpackung in Form von einem Seifenstück. Aber irgendwie tu ich mich schwer damit. Wenn‘s schnell gehen muss, brauche ich praktische Sachen.

Und von der Grundidee ist Plastik vor allem eins: praktisch. Aber wenn meine Shampooflasche leer ist, landet sie auf dem Müll. Recycelt wird längst noch nicht die Hälfte des Plastiks. Und so sammelt sich endlos viel Plastikmüll in den Meeren und an den Stränden. Aber das ist nicht nur weit weg von mir ein Thema. Eine Anglerin aus unserer Pfarrgemeinde erzählte mir, dass sie immer häufiger Plastikteile im Magen der Fische findet – teilweise erstaunlich groß. Ich will nicht, dass Meerestiere oder Seevögel an meiner Plastikverpackung sterben. Und ich will auch nicht, dass ein Igel in meinem Jogurt-Becher festklemmt und darin stirbt.

Also muss ich weniger Plastik verwenden. Dafür muss ich aber meine praktischen Ausreden und meine Bequemlichkeit beiseiteschieben. Und das ist eindeutig die schwierigste Aufgabe.

Aber ich probiere das jetzt zumindest mal aus und zwar ganz konkret im Bad. Ich räume den ganzen Klimbim für vier Wochen in den Keller und lasse zum Duschen nur ein Stück Shampoo und ein Stück Körperseife übrig. Mal schauen wie’s klappt.

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