SWR3 Gedanken

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04OKT2022
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Kolja ist ein großer schwarzer Hund und der liegt jetzt ganz ruhig auf dem Boden zu unseren Füßen. Als ich zu Familie Domski zum Taufgespräch gekommen bin, war er sehr aufgeregt und hat laut gebellt. Jetzt ist er ruhig. Inzwischen haben wir Kaffee getrunken und nach allen Formalitäten und Informationen rund um den Taufgottesdienst erfahre ich auch etwas über die Familie.

Eigentlich ist die Taufe ja ein fröhliches Ereignis, aber Frau Domski erzählt mir ganz schön viel über familiäre Schwierigkeiten: Unglücke. Krankheiten, Todesfälle.

Ich merke, dass mich das nicht kalt lässt und frage: „Wenn das so ist, dann haben sie sicher auch ein etwas schwieriges Verhältnis zu Gott und zur Kirche, oder?“

Frau Domski wiegt den Kopf hin und her. „Ja, manchmal da bin ich ganz schön wütend auf Gott!“, sagt sie irgendwann und nippt am Kaffee. „Aber in der Kirche fühle ich mich immer ruhig! Das finde ich richtig klasse, weil ich da still werde. Die Gedanken rasen dann auch nicht mehr so.“

Ich habe schon oft gehört, dass Menschen Kirchen wegen ihrer Ruhe schätzen, aber Frau Domski bringt mich noch auf etwas Anderes. Die Kirche gibt einem Ruhe und wenn man ruhig ist, kann man sich auch besser mit Gott unterhalten. Gerade dann, wenn man auf ihn sauer ist.

„Ja, das stimmt“, sagt Frau Domski, „aber wenn man ruhig ist, ist man ja auch nicht mehr so sauer, oder?“ Ich trinke einen Schluck Kaffee, nicke und sehe, wie Kolja, der schwarze Hund, ganz ruhig daliegt.   

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