Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

18SEP2022
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In dieser Woche endet der Sommer, und was für ein Sommer. Für die Meteorologen hat er ja – trotz der Hitze - schon am 1. September aufgehört. Kalendarisch aber hört er erst am kommenden Freitag auf. Genau um 3:03 in der Nacht wird dann die Sonne senkrecht über dem Äquator stehen und sich in Richtung südliche Erdhalbkugel verabschieden. Dort wird dann Frühling und Sommer und bei uns beginnt der Herbst und danach kommt der Winter. Und vor allem: ab nächsten Freitag dauern die Nächte wieder länger als die Tage.

Es gibt Menschen, für die ist das eine schwierige Zeit. Einige tun sich schwer mit der größer werdenden Dunkelheit, andere haben Probleme mit dem Herbst, weil er sie an die Vergänglichkeit des eigenen Lebens erinnert. Immer wieder wird in Kunst und Literatur das Leben des Menschen mit dem Verlauf eines Jahres verglichen. Und der Herbst des Lebens bedeutet eben, dass man den Zenit überschritten hat, die meiste Lebenszeit vorbei ist. Sicherlich der Herbst ist auch die Zeit der Ernte und bevor die Blätter fallen, färben sie sich bunt. Schönere Farben als die eines goldenen Herbsttages hat die Natur nicht zu bieten.

Aber der goldene Herbst wird vorbeigehen, die bunten Blätter werden fallen und die Bäume kahl werden. Und so sagt uns der Herbst, dass das Sterben zum Leben dazu gehört. Einer der Dichter, der sich auf wunderbare Weise mit dem Herbst beschäftigt hat, ist Rainer Maria Rilke. In seinem Gedicht „Herbst“ heißt es in den letzten Versen:

„Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält:“

Eine Perspektive, die mich tröstet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36178
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