Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13SEP2022
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Neid ist etwas Gefährliches. Die Bibel erzählt, wie der Neid einen Menschen fast zerfressen hat. Es geht um Saul, den ersten König von Israel. Er hatte Macht, er hatte Familie, er war gesund. Eigentlich alles top, möchte man meinen. Dann hat er David kennengelernt, einen jungen, charismatischen Mann aus einfachen Verhältnissen. Saul war zuerst sehr angetan von ihm, und David hat in seiner Armee schnell Karriere gemacht. Aber mit der Zeit hat es Saul immer mehr zu schaffen gemacht, wie die Leute David gefeiert haben. David wurde ein richtiger Star, DER Sympathie-Träger! Manche haben sogar ein Lied auf ihn gesungen, in dem es hieß: „Saul ist ein erfolgreicher Kämpfer, aber David ist noch erfolgreicher.“ Das ist dem Saul nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Damit ist er abends eingeschlafen und morgens aufgewacht. Er ist neidisch geworden – ein Gefühl, dass ihn beherrscht und nicht mehr losgelassen hat. Und er hat Angst bekommen, dass er sein Amt als König verlieren könnte – an David. Ab da hat er versucht, David klein zu halten. Er hat bei anderen schlecht über ihn geredet. Und er ist immer aggressiver geworden. Aus Neid ist blanker Hass geworden. Saul hat sogar versucht, David umzubringen. Er war sich sicher: Wer David gut findet, ist mein Feind. Sogar seinen eigenen Sohn hat er darum angegriffen, als der David in Schutz nehmen wollte. Er war wie besessen von David.

Sein eigenes Lebensglück hat er gar nicht mehr wahrgenommen. Er hätte so dankbar und zufrieden auf sein Leben schauen können: Er hatte schon viel geleistet. Viele haben ihn respektiert. Auch David. Sein Sohn hat ihn geliebt. Aber Saul hat dieses wunderbare Lebensglück nicht gesehen. Sein Neid hat ihn unglücklich gemacht. Das hat seine Familie belastet und Freundschaften zerstört.

Neid ist etwas Gefährliches – auch heute, auch in unserm Leben. Jemandem etwas gönnen ist schwieriger, als man so denkt. Ich glaube, es geht leichter, wenn man das eigene Lebensglück wahrnimmt. Dann sehe ich das Gute in meinem Leben: Was mir geschenkt ist, was ich geleistet habe, die Menschen an meiner Seite. Und dann bin ich nicht mehr neidisch, sondern dankbar.

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