SWR3 Gedanken

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09JUL2022
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Ich glaube Gott ist trans. Die Bibel macht das jedenfalls ganz früh schon klar. Gott erschafft die Menschen im Anfang als sein und ihr Abbild, und zwar männlich und weiblich. Das heißt logischerweise: Gott ist weiblich und männlich, oder was dazwischen. Gott ist also trans.

Klar: wenn’s um Gott geht, sind so Worte wie „männlich“ oder „weiblich“ sowieso nur Hilfsmittel. Gott passt nicht in meine einfachen Schubladen, die ich die ganze Zeit so auf- und zu mache. Hochgestochen heißt das: „Gott ist transzendent.“ Das Wort „transzendent“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet, dass etwas über sich hinausgeht oder dass es etwas übersteigt. Auf Gott übertragen verstehe ich das so: Gott ist nicht 1 oder 0, schwarz oder weiß, Mann oder Frau. Gott steht da drüber.

In der Schöpfungsgeschichte heißt es: Gott schafft den Tag und die Nacht, das Land und das Meer. Und damit ist sicher gemeint, dass Gott auch die Übergänge dazwischen möchte, denn die gehören dazu: Die Morgenstunden und das Abendrot, und das Watt zum Beispiel, mal Land, mal Meer, mal was dazwischen. Und das ist bei uns Menschen ganz genauso. Die Bibel ist jedenfalls voll von Geschichten, in denen rauskommt, dass Gott ein besonderes Faible für die Menschen hat, die irgendwo dazwischenstehen. Gott solidarisiert sich da, weil Gott auch so ist. Immer irgendwo dazwischen und damit ziemlich trans.

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