SWR3 Gedanken

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08JUL2022
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Martha ist eine Super-Köchin. Sie zaubert immer das beste Menü für ihre Gäste. So stelle ich mir sie jedenfalls vor. Ihre Geschichte steht in der Bibel. Jesus schaut bei ihr vorbei. Und Martha versorgt Jesus mit allem, was das Herz begehrt. Sie hat noch eine Schwester, Maria, aber die sitzt einfach die ganze Zeit bei Jesus. Maria genießt einfach nur, dass er da ist und unterhält sich mit ihm. Das nervt Martha und sie spricht das an: „Jesus, ich habe dich hierher eingeladen, ich mache die ganze Arbeit und meine Schwester Maria sitzt nur da und quatscht mit dir. Geht´s eigentlich noch?“ Aber Jesus sieht da kein Handlungsbedarf. Er sagt: „Martha, du legst dich für mich ganz schön ins Zeug, danke dafür, aber für Maria ist eben gerade etwas Anderes wichtig.“

Ich kann Martha gut verstehen, mich würde das auch aufregen, wenn ich immer nur die ganze Arbeit mache und mein Mitbewohner keinen Finger krumm macht.

Ich verstehe die Message von Jesus hier so: Manchmal reicht es, einfach für jemand anderen da zu sein. Dann brauche ich nichts tun, außer zuhören. Ich kenne das, dass ich vor lauter Organisation das Wesentliche aus dem Blick verliere. Eben, dass ich mich gut unterhalte, so dass ich das Gefühl habe, ja, ich habe etwas vom anderen mitbekommen.

Wenn dafür keine Zeit ist, kann das Essen noch so gut sein, das Treffen bleibt irgendwie fade. Wenn wir uns aber auf Augenhöhe begegnen und ich vielleicht sogar endlich aussprechen kann, was ich schon so lange sagen wollte, dann tun es auch die Pizzareste vom Vortag oder ein Glas Leitungswasser, und der Abend ist perfekt.

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