SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

03JUN2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Sie drückt mir ihre Tochter in die Hand, kramt eine Hundekotbeutel heraus und beginnt ganz vorsichtig die Scherben auf dem Gehweg aufzusammeln. Mitten auf dem Weg zur Schule hat jemand seine Bierflasche zerschlagen. „Die Scherben können wir doch nicht so liegen lassen“, sagt sie.

Es ist dunkel, wir fahren auf der Landstraße, auf weiter Flur niemand. Auf einmal eine tote Katze mitten vor uns auf der Straße. Er fährt ran, nimmt eine alte Plastiktüte und zieht die tote Katze in die Böschung am Fahrbahnrand. „Wir können die Katze doch nicht so liegen lassen und alle fahren drüber, das arme Tier“, sagt er.

Ich stehe auf dem Marktplatz vor dem Bäckerwagen. Ein alter Herr steht auch da, völlig verloren, verwirrt guckt er sich um. Eine resolute Frau so zwischen 50, 60 Jahren geht auf ihn zu, fragt ihn, ob er sich verlaufen habe. Er kramt einen Zettel hervor. „Darf ich Sie nach Hause begleiten?“, fragt die Frau.

Jesus erzählt eine Geschichte: Da liegt ein von Räubern zusammengeschlagener Mann am Straßenrand und alle laufen vorbei, Priester und Pfarrer, alle wichtigen, hochherrschaftlichen Menschen, alle – bis auf so einen Ausländer mit so einer komischen Religion, der sieht den verletzten Mann und kümmert sich um ihn.

Jesus fragt: „Was meinst du: Wer von denen ist dem Mann, der von den Räubern überfallen wurde, als Mitmensch begegnet?“ Sie antworten ihm: „Der Mitleid hatte und sich um ihn gekümmert hat.“ „Ja“, sagt Jesus: „Dann geht und macht es ebenso.“

Lukas 10,29ff.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35501
weiterlesen...