SWR3 Gedanken

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28APR2022
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Es geht nur um ein bisschen Geld und ein paar Plastikkärtchen, aber es fühlt sich so fies an: wenn der Geldbeutel plötzlich weg ist. Vor zwei Wochen ist mir das passiert. Ich komm die Wohnungstür rein und merke, mein Geldbeutel ist weg. Und in der Bahn hatte ich ihn noch.

Eine geschlagene Stunde lang suche ich meine Wohnung ab. In den Jacken, hinterm Sofa und sogar im Abfalleimer. Ich gehe nochmal den Weg zur Bahnhaltestelle ab, aber keine Spur von meinem Geldbeutel.

Also gebe ich mich geschlagen, lasse meine Bankkarte sperren und hoffe, dass in der Zwischenzeit niemand mein Konto geplündert hat.

Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir: jemand muss mich beklaut haben. In meiner Verzweiflung gehe ich in Gedanken die Leute im Zug durch. Wem würde ich es zutrauen, dass er oder sie mein Portemonnaie zockt? Der neben mir im Zug gesessen ist, der war‘s vielleicht…  Ich fange an Gott und die Welt zu verdächtigen. In meiner Phantasie male ich mir aus, was irgendwelche Gauner gerade mit meinen Daten anstellen. Dabei krieg ich schlechte Laune und denke: boa ist das ungerecht.

Zwei Tage hat sich die ganze Sache hingezogen. Dann habe ich eine Mail in meinem Postfach und ich kapiere: Wie unnötig war das? Die Bahn hat geschrieben: „Herr Reiß, ein Reisender hat Ihren Geldbeutel im Zug gefunden und bei uns abgegeben. Wo dürfen wir ihn hinschicken?“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35288
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