SWR3 Gedanken

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26APR2022
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Wenn in Deutschland Krieg wäre, würde ich kämpfen?
Mit meinen 34 Jahren bin ich genau im gleichen Alter wie viele Frauen und Männer, die in der Ukraine gerade ihr Land verteidigen. Ich sehe sie in den Nachrichten: junge Lehrerinnen oder Familienväter in Kriegsmontur. Viele von ihnen haben mal eben gelernt, wie man mit einer Waffe umgeht. Diese Frauen und Männer wirken tapfer und mutig auf mich.

Ich weiß nicht, wie das ist, in so einer Situation zu sein. Ich habe mich zwar auch mal entscheiden müssen, ob ich lernen will, wie man mit Waffen umgeht. Das war vor 15 Jahren, als ich meinen Wehrdienst verweigert habe. Das war damals aber eine freie Entscheidung, da war kein Druck. Für die Menschen heute in der Ukraine ist die Lage völlig anders.

Trotzdem gibt es auch in der Ukraine und in Russland Männer und Frauen, die ganz entschieden nicht kämpfen wollen. Weil Krieg nie gerecht sein kann. Auch wenn ich von ihnen nicht viel mitbekomme, für mich sind sie auch Heldinnen und Helden. Ich habe Respekt davor, wenn jemand klipp und klar sagt: „Nein, ich kämpfe nicht. Ich mache im Krieg nicht mit.“

Ich wünschte es wäre für sie so einfach, wie für mich damals und jeder könnte sich wirklich frei entscheiden: will ich eine Waffe in die Hand nehmen oder nicht? Ich wünschte, es bräuchte gar keine Heldinnen und Helden. Kurz: ich wünschte es wäre Frieden.

https://worldbeyondwar.org/statement-by-the-ukrainian-pacifist-movement/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35286
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