SWR2 Wort zum Tag

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02APR2022
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Heute beginnt der Ramadan. Und damit fallen die christliche Fastenzeit und der muslimische Fastenmonat eine Zeit lang zusammen.

Christen feiern in gut zwei Wochen Ostern. Muslime feiern in einem Monat das dreitägige Fest des Fastenbrechens. Und bis dahin fasten beide. Samira ist meine muslimische Lehrerkollegin und im Lehrerzimmer hat sie mir erzählt, was ihr der Ramadan bedeutet. Sie sagt: „Mit dem Ramadan beginnt eine ganz intensive Zeit. Da bereite ich mich auf unser Fest des Fastenbrechens vor.“

Das versuche ich im Prinzip mit Ostern genauso. Samira und ich wollen uns mit dem Fasten besinnen. Auf das, was wirklich wichtig ist, im Leben und eben auch in unserer Religion. Meistens verzichte ich auf Süßigkeiten und Alkohol. Für mich ist es wirklich herausfordernd, nicht mal eben schnell zu meinem Kaffee ein Stück Schokolade zu naschen. Freunde von mir verzichten lieber auf Fleisch, oder auch auf das Smartphone. 

Samira erzählt mir: „Ich esse und trinke mehrere Stunden am Tag nichts – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Außerdem bete ich in dem Monat mehr, rezitiere den Koran und tue meinen Mitmenschen etwas Gutes.“ Und dann erklärt sie mir noch strahlend: „Und das Beste ist: jeden Tag werde ich wieder neu motiviert. Immer abends, wenn wir gemeinsam mit der Familie oder den Freunden das Fasten brechen. Das ist so schön!“ 

Im Gespräch mit Samira wird mir klar, wie nah wir uns im Fasten sind. Uns geht es beiden um eine Art innere Reinigung und wir versuchen, uns auf das zu konzentrieren, was uns im Glauben wichtig ist. Für mich als Christin heißt das zum Beispiel, dass ich Gott in allem, das lebt, erkennen kann und dass Gott  Freiheit für alle möchte. Wenn ich auf etwas verzichte, kann ich mich neu ausrichten - auf Gott hin, auf andere hin und auf mich selbst hin. Ich finde durch den Verzicht zu einer Art inneren Ruhe.

Samira und ich gestalten unsere Fastenzeit unterschiedlich und ich habe großen Respekt vor ihr, wie sie es schafft den ganzen Tag auf Essen und Trinken zu verzichten. Da kommt mir mein Fasten auf Süßigkeiten und Alkohol im Vergleich ganz einfach vor…

Egal, ob als Christin oder Muslima: es geht um unseren Weg zu Gott, und Gott finden wir beide nur über den Frieden. Über so einen größeren inneren Frieden, den Samira und ich durchs Fasten anstreben und wenn wir versuchen achtsamer und friedlicher mit anderen umzugehen.

Deswegen wünsche ich heute Morgen allen Muslimen und Christen eine gesegnete und vor allem friedliche Fastenzeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35101
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