SWR2 Wort zum Tag

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31MRZ2022
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„Man kann nicht nicht kommunizieren“. Das ist eine der populärsten Erkenntnisse des österreichischen Kommunikationsforschers Paul Watzlawick. Heute jährt sich sein Todestag zum fünfzehnten Mal.

Watzlawick hat mich sehr geprägt – er ist mir schon in meiner Schulzeit begegnet, und später in meinem Studium. Mich hat fasziniert, dass ich Dinge so oder so verstehen kann – je nachdem, wie ich eingestellt bin. Und noch etwas: Ich strahle immer etwas in die Welt aus, auch wenn ich bewusst eigentlich gar nichts nach außen kommuniziere.

Soweit zu Watzlawicks Theorie. Ich kann darin viel erkennen, was mit meinem Glauben an Gott zu tun hat. Da ist es mir auch wichtig, dass Gott auf ganz unterschiedlichen Wegen mit mir kommuniziert – nicht nur, wenn ich bete.

Dass ich das so erlebe, ist bereits in meiner Kindheit angelegt–, in der Art wie meine Eltern mich erzogen haben. Sie haben mir eine Wirklichkeit vorgelebt, in der Gott immer da ist. Watzlawick würde sagen, dass ich mir dadurch zusammen mit meinen Eltern diese religiöse Wirklichkeit konstruiert habe. Er hat viel geforscht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Einzelne und die Gesellschaft ihre Wirklichkeiten selbst schaffen und dann annehmen, dass die Welt auch genauso ist. In meinem Fall heißt das, dass ich Gott in meinem Leben mitdenke.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ich ständig bete. Aber trotzdem, auch, wenn ich nicht ständig bewusst mit Gott kommuniziere, verrät das etwas über meine Beziehung mit ihm. Ich fühle mich ihm momentan vielleicht fern und zweifele an ihm. Und dann meldet sich meine, von mir konstruierte Wirklichkeit wieder zurück. Wenn ich eine berührende Begegnung mit einem anderen Menschen habe, oder wenn ich spazieren gehe und mir die Schönheit der Schöpfung ins Auge springt. In solchen Momenten empfinde ich das so, als ob ich von Gott berührt bin. Dann scheint es wie ein Wechselspiel, nicht nur ich kann nicht nicht mit Gott kommunizieren, auch andersherum ist das so. 

Ich erkenne Gott also in ganz vielen Situationen. Auch wenn Menschen sich gegenseitig spontan helfen oder sich ein Paar liebevoll umarmt. Für mich als Konstruktivistin lässt sich in solchen Szenen ablesen, dass es Gott gibt. In Erinnerung an Paul Watzlawick sage ich sogar: Gott und Mensch können nicht nicht kommunizieren. Oder anders: Es gibt sie immer, die Kommunikation zwischen göttlicher und irdischer Sphäre.

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