Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

14MRZ2021
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Am Aschermittwoch begann die Passionszeit. Sie dauert bis Ostern. Das sind sieben Wochen, in denen manche Menschen aus christlicher Überzeugung kein Fleisch essen. Oder sie verzehren mit Vorliebe „Maultaschen“, weil deren Nudelteig die Fleischfüllung so gut versteckt. Wie dem auch sei: Sieben Fastenwochen können lang werden. Deshalb setzen die Liturgen zur Hälfte der Passionszeit einen besonderen Akzent: Sie laden zu einem kleinen vorösterlichen Fest ein.

Dies Fest trägt den schönen lateinischen Namen Laetare, auf Deutsch: „freue dich“. Manchmal heißt der Sonntag auch Freuden- oder Rosensonntag. Aufgrund dieser österlichen Vorfreude wird heute eine besondere liturgische Farbe verwendet. Das strenge, dunkle „violett“ der Passionszeit wird mit dem „Weiß“ des Osterfestes vermischt. Was daraus entsteht? Die Farbe „rosa“. Deshalb trage ich als freikirchlicher Pastor im heutigen Gottesdienst eine rosafarbene Krawatte.

Dennoch denke ich an diesem Freudensonntag auch an Jesu Leiden. Aber ich tue es in Vorfreude auf Seine Auferstehung, die mir von Ostern her bereits entgegenleuchtet. Dazu passt das biblische Leitmotiv dieses Sonntags. Jesus sagte seinen Jüngern vor seinem Leiden und Sterben folgenden Satz: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“ (Joh 12,24). Das ist das Geheimnis des Lebens: Aus dem Sterben entsteht neues Leben.

Dass wenige Samenkörner oft eine gute, manchmal überwältigende Ernte ergeben, werde ich in einigen Monaten beim Sonntagsspaziergang „über die Felder“ feststellen. Momentan wird zwar erst das Saatgut in die Felder ausgebracht. Doch mit der Aussaat beginnt das Geheimnis von Wachstum und neuem Leben. Im Sommer sehe ich dann erntereif-wogende Felder mit vollen Kornähren.

So weckt auch der heutige Sonntag als Mitte der Passionszeit Hoffnung auf Fülle und Lebensfreude. Jesus sagt mir mit seinem Satz vom „Sterben des Weizenkorns“, dass auch aus Seinem Sterben neues Leben entstehen wird. Die Hoffnung auf neues Leben ist in diesen Wochen des Jahres 2021 so präsent wie selten zuvor. Wir hoffen, dass die Zahlen der Menschen, die sich mit dem Corona-Virus infizieren weniger werden. Wir möchten wieder schrittweise aus dem Lockdown ins quasi „normale Leben“ zurückkommen. Das wäre dann wahrlich ein Vorfreuden-Fest auf die Auferstehung; ein Fest, das sich vorsichtig aus dem Dunkel ins Licht, ins neue Leben  hineintastet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32780
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