Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die sieben Todsünden – das klingt dramatisch, das klingt spannend, verrucht. Aber genau das hat die Katholische Kirche wohl nicht gewollt als sie bestimmte menschliche Schwächen zu einem Sündenkatalog zusammengefasst hat. Was damals, im sechsten Jahrhundert, sicher gut gemeint war, aber auch mit Macht missbraucht wurde, ist heute so was von unzeitgemäß, dass es schon wieder attraktiv ist.
Grund genug nach dem inneren Sinn von diesen sogenannten Todsünden zu fragen. Zum Beispiel nach der Nummer zwei: der Trägheit oder der Faulheit.
Ein Koalabär schläft 20 Stunden am Tag. Kann denn Faulheit Sünde sein – fragt man sich da - und nicht nur da. Sie kann, wenn man damit nicht die wohlverdiente Erholung, die notwendige Entspannung des Menschen meint. Und wenn man Sünde als das versteht, das dem Menschen in seiner inneren und äußeren Entwicklung schadet. Konkret: Faulheit als diese orientierungslose Mattigkeit, wenn das Ausruhen über den Punkt der notwendigen Erholung hinaus ist, wenn eine antriebslose Unzufriedenheit aufkommt und das Leben zum gleichgültigen Dahinleben absackt.
Im Extremfall, wenn dieser Zustand zum Dauerzustand wird, lassen sich Menschen manchmal so weit gehen, dass sie sprichwörtlich „stinkfaul“ werden, wenn sie sich zum Beispiel nicht genügend waschen. Genau da hat das Wort faul auch seinen Ursprung.
Es meint einen Zustand der Verwesung. Und wenn Menschen stink-faul werden, dann verwahrlosen sie nicht nur äußerlich, dann verwesen sie gewissermaßen innerlich, sterben innerlich ab, weil sie sich nicht mehr um sich selbst kümmern. Weil sie keine Eigeninitiative und keine Eigenverantwortung mehr übernehmen.
Genau deshalb gilt die Faulheit als Todsünde. Weil in ihr die Gefahr des inneren Absterbens steckt. Weil sie als Dauerzustand die Entwicklung des Menschen verhindert, der bis zu seinem Tod doch ein werdender ist!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3261
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