Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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15FEB2021
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Man muss nicht am Rhein geboren sein, um von der Fastnacht begeistert zu sein. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir letztes Jahr am Flughafen in der Schlange standen. Hinter uns war ein sympathischer junger Mann. Wie sich herausstellte, war er extra aus Südafrika angereist, um in Mainz ins närrische Treiben einzutauchen. Vor über 10 Jahren hatte er hier studiert. Was er damals auf den Straßen und in der Stadt erlebt hat, hat ihn so begeistert, dass er seither jedes Jahr wiederkommt. Warum ihn Fasching fasziniert, hat er so beschrieben: „Im Fasching spielt es keine Rolle, woher du kommst, welche Sprache du sprichst, ob du an Gott glaubst oder nicht oder welche Hautfarbe du hast. Alle sind Narren. Du feierst, bist komplett raus aus dem Alltag und bist wildfremden Menschen nahe. Alle sind lustig, freundlich und offen.“

In diesem Jahr konnte er wohl nicht nach Mainz kommen. Denn Corona und Fastnacht - das geht nicht zusammen. Auf jeden Fall nicht so, wie Menschen es lieben und gewohnt sind.
Dieses Gefühl, wenn etwas ganz Wichtiges ausfällt, begleitet uns nun schon eine ganze Weile. Die Pandemie hat in den vergangenen Monaten viel vereitelt. Das ist traurig und anstrengend und nervt. Aber was ich bei allem Verdruss doch bemerkenswert finde: was sich Menschen alles ausdenken, damit die schönen Dinge trotzdem stattfinden können. Vielleicht kleiner. Vielleicht anders. Aber im Kern doch bei der Sache. Und so stelle ich mir das auch heute vor: Kleine Karnevalszeichen.

Zum Beispiel: Verkleidet zum Einkaufen gehen. In der Sparkasse Konfetti streuen. Die Zapfsäule an der Tankstelle mit Luftschlangen und Luftballons schmücken. Den Mitarbeitern vom Ordnungsamt Bonbons zuwerfen. Oder vielleicht fällt ihnen etwas anderes Närrisches ein? Kleine Zeichen, dass wir uns die Freude nicht nehmen lassen und wir miteinander auch diese Zeit bestehen.   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32609
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