SWR3 Gedanken

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Das 2. Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, we-der von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“

Gott?! Vielleicht so eine Art Verschnitt zwischen Albert Einstein und dem Weihnachts-mann: Ein weiser Mann mit wuseligen weißen Haaren und Rauschebart und steinalt. So stellt sich Klaus Gott vor.
Wenn Klaus seine Schwester fragt, wie sie sich Gott vorstellt, sie ihre CD mit buddhisti-scher Tempelmusik etwas leiser stellt, in sich geht und sagt: „Gott? Gott ist das Sein schlechthin.“
Seine Oma verweist auf diese Statue, die sie einmal in Berlin gesehen hat. Die Statue ist von Käthe Kollwitz und zeigt eine übergroße Frau, eine Mutter, die beschützend ihre gro-ßen, kräftigen Arme um ihre Kinder legt. Und seine Oma denkt dabei an den Krieg und an die Nachkriegszeit und an den Krieg im Irak und an die kriegerischen Nachrichten aus Afrika.
Für Klaus’ Vater ist Gott in erster Linie ein Richter. Mit so einer eleganten Richterrobe und einer weißen, weisen Richterperücke auf dem Kopf – so wie die englischen Richter sie tragen, so sitzt Gott da und vor ihm auf dem Richtertisch liegen schon die Anklage-punkte: Eltern, die ihre Kinder missbraucht und misshandelt haben; Kinder, die keine Zeit mehr für ihre alten Eltern haben – und das ist erst der Anfang der Liste.
Fragt Klaus seinen Bruder, den, der immer so vehement seine Meinung vertritt und zu allem was bestimmtes und provokantes zu sagen hat, wird der auf einmal zaghaft: „Ich hoffe, Gott liebt mich so, wie ich bin.“
Und was sagt Gott selbst dazu?
Die Bibel meint:
„Du sollst dir keine Bildnis [von Gott] machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“
Ich stelle mir vor, wie sie - die große liebevolle Mutter mit weißem Rauschebart - sich in ihrem Ohrensessel entspannt zurücklehnt, die olle Richterperücke auf dem Kopf ein we-nig zurechtrückt, unter ihren Fingernägeln den Dreck vom Erschaffen der Menschen. Und dass sie dann weise lächelnd- schweigt.

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