Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
„Du hast einen Wunsch frei. Diesen will ich dir erfüllen.“ Was wäre wohl, wenn ein politisch Verantwortlicher im Traum von einer guten Fee so angesprochen würde? Vermutlich würde er es nicht glauben, denn mit solchen Angeboten rechnet ein Realpolitiker nicht! Er würde, in Erinnerung an einen großen Politiker, eher zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Doch nicht nur Sagen oder Märchen berichten von solch „guten Träumen“, sondern auch die Bibel.
So kommt Gott eines Nachts zu einem frisch inthronisierten König und sagt ihm: „Bitte, was ich dir geben soll!“ Der so Angesprochene überlegt sich sehr genau, was er für sein Regierungsamt braucht. Er antwortet so auf Gottes Bitte: „Gib deinem Knecht ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten könne und verstehe, was gut und böse ist“ (1Könige 3). Nur diese zwei Dinge braucht ein guter König: Ein Herz, das Gott gehorcht und ein Rechtsempfinden, das vernünftig zwischen „gut und böse“ unterscheiden kann! Ich finde, diese politische Bitte ist fast zu schön um wahr zu sein! Denn ein großes Problem in unserer Welt ist, dass nur wenige Staaten „gut und gerecht regiert werden“. Gewiss, in manchen europäischen Ländern ist dies noch der Fall. Aber in vielen Ländern dieser Welt sind Regierungen korrupt und Gerichte urteilen häufig zugunsten der Mächtigen und Reichen. Zudem sind die sozial-gesellschaftlichen Brüche oft so tief, dass viele Menschen in ihnen verschwinden.
Natürlich ist auch in unserem Land nicht „alles Gold, was glänzt“. Momentan wehren sich manche dagegen, dass ihnen die Grundrechte beschnitten werden. Dennoch bin ich dankbar dafür, wie die Regierung diese Pandemie managt und steuert. Und ich bin dankbar dafür, wie viele Menschen, die eher zu den kaum Beachteten gehören, in Supermärkten und Krankenhäusern, Apotheken und Altenheimen, Kindergärten und Schulen ihr Möglichstes tun, um uns ein einigermaßen stabiles Leben zu ermöglichen.
Dass obendrein die Sozialsysteme alles versuchen, um allzu große Härten abzufedern – auch diese Beobachtung macht mich dankbar. Deshalb: Auch wenn sich nicht alle Politiker dem christlichen Glauben „verpflichtet fühlen“, so handeln viele so, dass Leben geschützt und recht vernünftig zwischen „gut und böse“ unterschieden wird. Das ist zumindest für mich ein Grund, dankbar durch diesen Tag zu gehen.
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