SWR1 3vor8

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01NOV2019
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Es ist eines meiner Lieblingsworte: Selig! Und heute zu hören in den Katholischen Kirchen, in den „Seligpreisungen“. Das Wort selig hat überraschenderweise nichts mit der Seele zu tun, sondern mit Glück, Heil und Segen. Es kommt vom althochdeutschen „sälig“ was gut und glücklich bedeutet, gesegnet und heilsam. Viele schöne Worte sind davon abgeleitet: glückselig, redselig, mühselig oder Habseligkeiten.

Dieses kleine feine Wort „selig“ ist ein typisch christliches Wort. Dem Inhalt nach, aber auch weil Jesus es gern in den Mund genommen hat.

In seiner Sprache, dem Aramäischen, hieß es „ascheri“ und meinte umfassendes Heil. Bei seinem ersten öffentlichen Auftreten war es sein Schlüsselwort in den eingangs genannten Seligpreisungen. Sie sind gewissermaßen die Plattform von der seine gesamte Botschaft ausgeht. Der Evangelist Matthäus hat neun dieser Seligpreisungen in seiner Version, Lukas drei und es gilt als sicher, dass Jesus diese drei genauso gesagt hat:

„Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“


Drei schöne Sätze, revolutionär und zeitlos. Weil Jesus die Armen, die Trauernden und die Sanftmütigen an die erste Stelle setzt. Das war schon zu seiner Zeit revolutionär, weil zum Beispiel die Notleidenden als von Gott gestraft gegolten haben und eben nicht als selig. Die Seligpreisungen waren schön, weil Jesus mit ihnen die Herzen der Menschen geöffnet hat, mit seiner Haltung, die sich nicht um Geld, Macht oder Prestige geschert hat. Und diese Haltung war und ist zeitlos, wenn ich den Blick auf unsere Welt richte. In der also die Armen selig sein sollen vor Gott.
Was könnte das heißen? Vielleicht, dass die Menschen selig sind, die an keinen weltlichen oder materiellen Dingen hängen, sondern fähig sind, diese Dinge loszulassen. Was ihnen mehr inneren Freiraum lässt für den Blick in die Herzen der Menschen und das, was wirklich zählt im Leben. Selig die Trauernden, auch und gerade heute, weil sie fähig sind, betroffen zu sein, zu fühlen, mitzufühlen und offen sind, sich dann einmal auch selbst trösten zu lassen. Und selig schließlich auch die Sanftmütigen. Auch das hat auch heute noch Gültigkeit. Was beileibe nicht heißt, blauäugig zu sein. Sondern darauf zu vertrauen, dass nicht Gewalt die Menschen weiterbringt, sondern die sanfte Kraft der Liebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29672
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