SWR1 3vor8

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Wer macht sich schon gern lächerlich. Dabei passiert das leicht, wenn man  abweicht vom Mainstream. Anders denkt, anders redet, anders glaubt als die anderen. Oder etwas plant, was man so noch nie gemacht hat. Dann lachen die anderen. Verspotten einen.

Da bin ich dann doch lieber still. Ich will mich doch nicht lächerlich machen.

Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten von einem Mann erzählt (Jer 20. 7-13), der nicht anders konnte. Immer wieder hat er sich lächerlich gemacht. „ich bin zum Spott geworden und jedermann verlacht mich“ hat er geklagt. Jeremia hieß der Mann. Die Leute haben über ihn gelacht, weil er kritisiert hat, was andere ganz normal fanden. Er hat zur Sprache gebracht, was er für falsch hielt. Jeremia hat angeprangert, dass Gewalt und Unrecht im Land herrschen. Sie verdrehen die Wahrheit, hat er gesagt. Bringen fake news unters Volk. Sie missachten die Gebote Gottes, jeder nimmt sich, was er kriegen kann. Und die Regierenden handeln wie schlechte Hirten. Sie schaden ihrem Volk.

Aber niemand wollte auf Jeremia hören. Gelacht haben sie über ihn und ihn als Moralapostel und Besserwisser verspottet.

Jeremia konnte aber nicht anders. Er musste reden. Und er hat sich bei Gott beklagt: Warum mutest du mir das zu? Du hast mich überredet, zu sagen, was nicht in Ordnung ist. Und jetzt stehe ich allein da und alle lachen über mich. Ja schlimmer, Jeremia wurde eingesperrt  und misshandelt.

Eingesperrt und geschlagen wird in unserem Land niemand, der an Gottes Gebote erinnert. Aber lächerlich finden es viele, wenn eine sagt: Wir haben von Gott den Auftrag, seine Schöpfung zu bewahren. Das nehmen wir zu wenig ernst. Wir vergiften uns und unsere Umwelt mit Plastikmüll und CO2.

Wenn eine sagt: Alle Menschen sind Gottes Geschöpfe. Und wir sind als Brüder und Schwestern füreinander verantwortlich. Wer aus seiner Heimat flüchten musste, ist hier bei uns willkommen.  Dann wird sie ausgebuht und niedergebrüllt.

Wenn jemand sagt: Jesus hat uns gelehrt, für andere da zu sein. „Ich zuerst!“ das ist eigensüchtig und falsch. Oder wenn jemand dem widerspricht, was alle sagen und glauben und nachfragt: „Stimmt das denn?“ dann verspotten ihn die anderen oder machen ihn nieder mit Hassmails.

Man macht sich leicht lächerlich, wenn man heute an Gottes Gebote erinnert. Ich bin froh, dass viele es trotzdem tun. Jeremia hat trotz allem geglaubt: „du Gott bist bei mir“. Das hat ihm Mut gemacht.

Ich meine, das gilt heute noch. Ich will deshalb versuchen, keine Angst zu haben. Und mich ruhig lächerlich machen.

 

Jer 20, 7-13

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28356
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