Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Von einem spektakulären Arbeitskampf berichtet die Apostelgeschichte im Neuen Testament (Apostelgeschichte 19,23-40). Die Silberschmiede in Ephesus waren in den Ausstand getreten. Sie kämpften erbittert um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Die ganze Zunft lebte nämlich von „Religiöser Kunst“, so würden wir heute sagen. Kleine silberne Tempelchen und hübsche Statuetten der Lokalgöttin Artemis gingen weg wie warme Semmeln. Was war geschehen? Nun – immer mehr Epheser hatten sich damals dem Christentum zugewandt. Damit war die Arbeitslosigkeit der Silberschmiede vorprogrammiert. Und nirgendwo eine Ersatzproduktion in Sicht! 

Wenn Arbeitsplätze wegbrechen, zittern all jene, die nur ihre Haut zu Markte tragen können. Denn Erwerbsarbeit ist Broterwerb, Existenzsicherung. Mehr noch: Sie bringt soziale Anerkennung. Man ist wer aufgrund seiner Arbeit. Nebenbei erfüllt sie ja auch viele mit Stolz und Zufriedenheit. Und dann kommt plötzlich das „Aus“! 

Bei der Steinkohle ist bereits „Schicht im Schacht“ - bei der Braunkohle bald ebenso. Die Kumpel fürchten, „ins Bergfreie“ zu fallen, wie sie sagen. Hierzulande bangen viele Auto-Werker. Denn Elektro-Mobile benötigen viel weniger Arbeit als die Verbrenner. Außerdem ist die „Vierte Industrielle Revolution“ schon voll im Gange: Alle Arbeitsgänge sind vernetzt, Maschinen sprechen sich untereinander ab, die Produktion steuert sich selbst. Neue niedliche Schmuse-Roboterchen gehen den wenigen Menschen noch zur Hand. Die Digitalisierung wird eine Menge Arbeitsplätze kosten, gewiss aber auch neue schaffen. Doch den Saldo kennt niemand.

Nun ist die Politik am Zug! Wenn herkömmliche Arbeit entfällt, muss sie neue, andere, Not wendende Arbeit erschließen. Denn es gibt doch alle Hände voll zu tun – im sozialen Ausbau und im ökologischen Umbau, in Bildung und Kultur. Nicht weniger auch in Familie und Nachbarschaft, in Kirchen, Vereinen und Institutionen. Man müsste diese Arbeit nur als „Arbeit“ anerkennen, bezahlen und mit sozialer Sicherung ausstatten. Das wäre allemal billiger, als Arbeitslosigkeit zu finanzieren – und ein Segen für die Menschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27923
weiterlesen...