Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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An den Beginn des neuen Jahres stelle ich ein Gedicht von Rose Ausländer:

Im neuen Jahr

Grüße ich

Meine nahen und

Die fremden Freunde

Grüße die

Geliebten Toten

Grüße alle

Einsamen

Grüße die Künstler

Die mit

Worten Bildern Tönen

Mich beglücken

Grüße die

Verschollenen Engel

Grüße mich selber

Mit dem Zuruf

Mut

 

An diesem Schluss bleibe ich hängen:

Grüße mich selber – mit dem Zuruf – Mut.

Wozu Rose Ausländer Mut gebraucht hat, als sie das Gedicht geschrieben hat, weiß ich nicht. Vielleicht musste sie eine schwierige Entscheidung treffen oder etwas Neues in Angriff nehmen.

Ich stelle mir vor, wie sie in den Spiegel schaut und sich selbst Mut zuspricht.

„Pack es an, hab’ keine Angst, geh’ beherzt in das neue Jahr!“

Das möchte ich mir in diesem Jahr auch selbst sagen. „Sei doch nicht so verzagt und zaudernd. Triff klare Entscheidungen, hüte dich vor faulen Kompromissen. Verabschiede dich von Dingen, die es nicht mehr braucht. Wage Neues, trau deinem Gespür!“

Leichter gesagt als getan. Und Mut verordnen geht nicht. Aber so weiter machen wie in letzter Zeit so unentschlossen und abwartend das ist auch keine Lösung. Das macht mich mürbe und unzufrieden. Wie aber könnte es gelingen mutiger zu werden? Entscheidungsfreudiger?

Vielleicht wäre ein erster Schritt: Meine Ängste und Befürchtungen anzuschauen – zu benennen – und sie dann buchstäblich ins zu Gebet nehmen. Das heißt mir ein Herz fassen und Sie dem hinlegen, der mir meine Ängste zwar nicht gänzlich nehmen kann – der mir aber zusagt: Geh – trau dich – ich bin mit dir! 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27802
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