Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kann man zufrieden sein, wenn man im Hintergrund steht? Kann man glücklich in einem ganz normalen Leben sein, wenn man nicht aus der Masse herausragt?

Ich glaube, Andreas hätte „Ja“ gesagt. Andreas war einer der 12 Jünger Jesu. In der Bibel stehen nicht viele Geschichten über ihn. Und heute ist sein Bruder Petrus viel bekannter. Petrus hat gern im Rampenlicht gestanden. Immer vorne dabei. Ein Alpha-Tier, würde man heute wohl sagen.

Andreas war ein ganz anderer Typ. Große Auftritte waren nicht seins. Die hatte er aber auch gar nicht nötig, um wichtig zu sein. Deshalb kam Andreas eher unter „ferner liefen“. Von ihm werden keine großartigen Wundertaten erzählt. Keine Predigten, denen Tausende hingerissen zugehört haben, keine markigen Worte. Die waren eher die Sache seines Bruders.

Dabei war Andreas der erste Jünger von Jesus. Er hat seinen Bruder Petrus überhaupt erst zu Jesus mitgenommen und ihn vorgestellt. Wahrscheinlich war ihm klar, dass Petrus bald eine besondere Rolle spielen würde. Er kannte seinen Bruder ja, der so gerne vorne dran war. Aber damit konnte Andreas umgehen. Er war sich offenbar sicher, Jesus macht keinen Unterschied zwischen denen, die im Vordergrund sind, und den anderen.

Andreas hatte andere Stärken als sein Bruder. Er konnte zuhören. Und er konnte auf einzelne Menschen zugehen. Für die ist er wichtig geworden. Er hat andere nicht übersehen. Er hat mitbekommen, was sie beschäftigt. Wenn er jemandem helfen konnte, hat er geholfen. Einfach so. Ohne viel Umstände.

Einmal sind Leute von weither gekommen, die gerne mit Jesus sprechen wollten. Sie haben sich aber nicht getraut. Einer hat Andreas angesprochen und der hat sie dann zu Jesus gebracht. Er hat einfach das getan, was er tun konnte. Das hat ihm gereicht. Er hat nicht noch den Applaus anderer dafür gebraucht. Ich vermute, Andreas wäre verwundert, dass heute über ihn im Radio geredet wird. Aber ich finde ihn beeindruckend, diesen Mann im Hintergrund. Für mich ist er ein Vorbild.

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