Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vor einer Aufgabe kann man wegrennen. Aber manchmal holt sie einen dann wieder ein. Und man bekommt nochmal eine Chance.
Jona hat das jedenfalls so erlebt. Jona ist ein Prophet, von dem die Bibel erzählt. Und dieser Jona bekommt einen Auftrag von Gott: Er soll aufbrechen in die große Stadt Ninive und das Unrecht anprangern, das dort passiert. Eine große Aufgabe. Für Jona zu groß. Er will nicht. Und er rennt weg. Genau in die entgegengesetzte Richtung. Weit weg nach Spanien will Jona, damit Gott ihn nicht mehr findet. Auf dem Schiff verkriecht er sich ganz unten im Laderaum – und macht die Augen fest zu.

Wenn ich diese Geschichte lese, komme ich erst mal ins Lachen über diesen Jona. Was für ein lächerlicher Prophet! Rennt vor einer Aufgabe weg, die doch Gott gezielt für ihn ausgesucht hat. Und dann denkt er auch noch, er könnte vor Gott fliehen. Aber dann denke ich: Manchmal mache ich es ganz genauso wie dieser Jona. Auch ich habe manchmal den Eindruck, dass Gott etwas Bestimmtes von mir will. Irgendwas soll ich ansprechen oder klären oder in die Wege leiten. Aber ich will nicht. Und renne sozusagen weg. In der Meinung, dass die Sache schon nicht so wichtig ist oder in Vergessenheit gerät.

Es ist so, als ob die Bibel mir da einen Spiegel vorhält. Und wenn ich über diesen Jona lache, lache ich zugleich über mich. Vielleicht ist das nicht die schlechteste Form der Selbsterkenntnis. Und vielleicht kann sich dadurch auch etwas ändern.

Die Jona-Geschichte, die geht dann nämlich noch weiter. Jona fliegt auf mit seiner Flucht. Er geht über Bord, landet im Meer. Und dann – jetzt wird es ganz drastisch – kommt auch noch ein Fisch und verschluckt ihn mit Haut und Haaren. Spätestens jetzt merkt Jona: Gott hat es ernst gemeint mit seinem Auftrag. Und die Aufgabe, die er da bekommen hat, die holt ihn wieder ein.… denn es ist noch nicht zu Ende. Im Fischbauch findet Jona nicht etwa den Tod, sondern Gott rettet ihn. Drei Tage später wird er ausgespuckt ans Land. Und er bekommt genau denselben Auftrag ein zweites Mal.

Ich nehme daraus mit: Manche Aufgabe holt mich wieder ein, ob ich will oder nicht. Das ist unangenehm. Aber ich kann darin auch etwas von Gott erkennen. Vielleicht bin ja wirklich ich der einzige, der für diese Aufgabe in Frage kommt. Und so wie Jona kann ich nochmal ganz von vorn anfangen. Jetzt ist Montagmorgen. Was steht an für mich? Und welche Aufgabe gehen Sie an diese Woche?

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