SWR4 Sonntagsgedanken

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Warum lassen Eltern ihre Kinder taufen?

Manche tun das, weil sie darauf hoffen, dass Gott ihr Kind beschützt. Manche wünschen sich, dass ihr Kind dazu gehört, also zu einer Kirche dazugehört, zu einer großen Gemeinschaft. Und wieder andere tun es, weil es in ihrer Familie schon immer so war.

Jesus hat sich auch taufen lassen, erzählt die Bibel. Er ist zu seinem Cousin Johannes an den Jordan gegangen. Johannes der Täufer, so nannten ihn die Leute. Sie sind in Scharen zu ihm an den Jordan gekommen, obwohl er ihnen eine richtige Standpauke gehalten hat. Er hat ihnen vorgehalten, wie sie sich und anderen schaden mit ihrem selbstsüchtigen Verhalten.

Aber er war auch überzeugt, dass es immer noch die Möglichkeit gibt, es anders und besser zu machen. Und als Zeichen dafür, dass Gott ihnen die Chance dazu gibt, hat er sie getauft.  
Aber warum hat Jesus sich taufen lassen? Er war doch sowieso Gottes Sohn. Er hätte das doch gar nicht nötig gehabt. Als er in Bethlehem geboren wurde, das haben die Engel im Himmel ein Loblied angestimmt. Und weise Männer aus dem Morgenland haben ihm Geschenke gebracht.
Was hätte denn Jesus denn anders und besser machen können? Jesus war doch sowieso von Gott geschickt, damit die Menschen seine Nähe spüren können.

Genau das hat Johannes Jesus damals auch gefragt. So die Bibel.
„Was kommst du zu mir?“ Hat er Jesus gefragt, als er plötzlich vor ihm stand.
„Eigentlich müsstest du doch mich taufen.“
Da hat Jesus zu ihm gesagt: „Das müssen wir jetzt tun. So erfüllen wir den Willen Gottes.“
Die Bibel erzählt: „Da ließ Johannes es geschehen.“ Ja. Vielleicht muss man manches einfach vielmehr geschehen lassen. So wie Johannes.

Ich stelle mir vor, wie er mit Jesus in den Jordan gegangen ist, richtig rein ins Wasser, und wie er Jesus kopfüber untergetaucht hat, so dass alles klitschnass wird. Aber das alles erzählt die Bibel nicht. Stattdessen hat sie über Johannes nur festgehalten: er ließ es geschehen. Obwohl er ja eigentlich als Täufer aktiv geworden ist.

Ich finde, schöner kann man es nicht ausdrücken, was es bedeutet, das zu tun, was Gott will. Für mich heißt das vertrauen und Gott ganz viel Raum geben. Gerade jetzt, am Anfang des Jahres. Da habe ich mir ja wieder einiges vorgenommen. Manches möchte ich auch anders machen als bisher. Gerade dabei will ich auf Gottes Hilfe vertrauen.

Ich weiß, dass viele alles daran setzten, dass es den Kindern und Enkeln gut geht, dass sie ihren Job gut machen. Ich selbst gebe mir auch Mühe, dass ich eine gute Tochter, Ehefrau, Pfarrerin bin und sich die Menschen, mit denen ich zu tun habe, auf mich verlassen können.

Wer hätte das besser als Jesus gewusst. Er ist doch von Gott, Gottes Sohn, und vielleicht ist er auch deswegen damals zu Johannes gegangen und hat sich taufen lassen. Weil auch er sich auf Gottes Beistand verlassen wollte.

 
Aber vielleicht ist es ja auch andersherum, vielleicht habe ich das ja nötig, dass Jesus gezeigt hat, wie wichtig für ihn die Taufe ist. Vielleicht will Gott ja mir dadurch helfen.
Jesus ist sich nicht zu fein dazu gewesen, wie all die die anderen in den Fluss zu steigen. Als hätte er damit zeigen wollen: Komm, du und ich, wir stehen das jetzt miteinander durch. Gott also, Seite an Seite mit den „armen Sündern“. Oder eben auch den Reichen, die das selber nicht gut finden, dass es ihnen so gut geht und viele andere so wenig haben. Gott, Seite an Seite mit dem Familienvater, der sich finanziell übernommen hat und nun nicht mehr weiß, wie er aus dem Schlamassel herauskommt. Gott, Seite an Seite mit dem Paar, das um seine Ehe kämpft, vor allem, dass für die Kinder gut gesorgt wird. Gott, auch an meiner Seite, wenn ich unzufrieden mit mir bin, mich über mich selbst ärgere und meinen eigenen Ansprüchen hinterherlaufe.

Ja, es gibt Situationen, da ist das für mich nötig, dass ich genau das höre, was Jesus gehört hat, als er damals nach seiner Taufe aus dem Wasser gestiegen ist. Da hat er nämlich eine Stimme vom Himmel gehört, die zu ihm gesagt hat: „Dies ist mein lieber Sohn.“ So erzählt die Bibel das. Und in dem Augenblick hat sich der Himmel aufgetan.

Das ist mein lieber Sohn. Und ich, ich bin seine liebe Tochter, darauf hoffe ich. Jesus hat mir Gott so nahe gezeigt, so menschlich, dass ich ein Kind Gottes bin. Genauso wie das schreiende kleine Kerlchen, das vom Papa über die Taufschale gehalten wird. Genauso wie die alte Dame, die nicht mehr weiß, wie sie heißt und zu ihrer Tochter Mama sagt.

Du bist Gottes Sohn, du bist Gottes Tochter. Ein Stück offener Himmel für mich. Gott weiß aus allem was zu machen, darauf hoffe ich.
Auch aus dunklen Stunden weiß er etwas zu machen. Er kann auf alles seinen Segen legen. Auch wenn ich mir sage: so ein Mist, das hätte doch alles ganz anders laufen müssen. Ich bin froh, wenn ich gerade dann daran erinnert werde: Gott wird mir auch in solchen Augenblicken zur Seite stehen. Daran erinnert die Taufe. Die von Jesus. Meine eigene. Und die von all den Kinder, die ihre Eltern zur Taufe bringen, weil sie hoffen, dass ihnen das gut tut.

Ich wünsche Ihnen eine guten Sonntag und morgen einen guten Start in die Woche. Bleiben Sie behütet und nicht vergessen: Sie sind ein Sohn Gottes. Sie sind eine Tochter Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25690
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