Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Weihnachten ist das Fest der Kinder, heißt es. Glänzende Kinder-Augen gehören zu Weihnachten dazu. Aber was ist eigentlich mit den Erwachsenen? Mit denen, die längst keine Kinder mehr sind? Gehört Weihnachten ihnen auch?

Bei Lukas jedenfalls ist das so. Er erzählt in seinem Evangelium in der Bibel von Simeon und Hanna. Simeon ist ein Mann, der manchmal über den Tod nachdenkt. Auf Bildern wird er als alter Mann dargestellt. Und Hanna ist 84 Jahre alt. Ihren Mann hat sie früh verloren. Seither hat sie allein gelebt. Diese beiden alten Menschen, Simeon und Hanna, erleben ihre eigene, besondere Weihnachtsgeschichte.

Sie hatten schon viel gesehen. Und sicher auch eine Menge durchgemacht. Sie könnten verbittert sein über das, was schwer war, oder stolz auf das, was sie geleistet haben, oder genervt, weil die heutige Jugend alles anders macht. Vielleicht waren sie das alles manchmal auch. Aber vor allem waren sie überzeugt, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist. Gott wird die Welt neu machen.  Daran haben sie geglaubt..

Simeon und Hanna schauen nicht nur zurück. Sie schauen nach vorne. Und dann begegnen sie Jesus. Seine Eltern hatten den Neugeborenen in den Tempel gebracht. Sie wollten ihn Gott anvertrauen. So war das damals Brauch.

Simeon sieht den kleinen Jesus und nimmt ihn auf den Arm. Er sieht mehr als nur ein süßes Baby. Er fängt an zu beten und sagt zu Gott: „Jetzt kann ich im Frieden gehen. Ich habe gesehen, dass dir die Welt nicht egal ist. Ich habe den gesehen, der Licht in die Welt bringen wird. Ich habe selbst etwas von diesem Licht abbekommen, hab‘ Wärme in meiner Seele gespürt.“

Ich stell mir vor, wie Simeon den kleinen Jesus in den Händen hält. In Händen, die viel geschafft haben und jetzt vielleicht manchmal zittern. Als er den Jungen längst den Eltern zurückgegeben hat, behält er das im Herzen: Gott bleibt bei uns. Durch dieses Kind.

Hanna bekommt das mit und freut sich: „Dass ich das noch erleben darf!“ Das berührt sie und macht ihr Mut. So sehr, dass sie anderen davon erzählt. Vielleicht auch den eigenen Enkeln. Sie fühlt sich beschenkt und das gibt sie weiter.

Hanna und Simeon vertrauen darauf, dass Gott sich kümmert und bei ihnen bleibt. Und bei denen, die nach ihnen kommen, auch. Das ist ihre Weihnachtsgeschichte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25612
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