SWR1 3vor8
(Mt 25, 31-46 Rede vom Weltgericht)
Knallhart. Es ist knallhart, was heute in den Katholischen Kirchen zu hören ist. In einem Text aus dem Matthäusevangelium spricht Jesus vom Weltgericht. Bei dem er am Ende der Zeit kommt und die Menschheit in zwei Hälften teilt: in die, die nach seinem Sinn gelebt hat und die, die das nicht getan hat. Erstere nimmt er auf in das Reich Gottes. Letztere verstößt er mit drastischen Worten, nennt sie Verfluchte, die er ins ewige Feuer schickt. Das hört man gar nicht gern. Weil Worte wie diese jahrhundertelang benutzt wurden, um aus der christlichen Frohbotschaft eine Drohbotschaft zu machen, die die Menschen zu lange in Angst und Schrecken versetzt und klein gehalten hat. Die Rede vom Weltgericht hört man auch deshalb nicht gern, weil der christliche Glaube als Gegenreaktion auf diese Drohbotschaft mitunter weichgespült wurde. Und der Mann aus Nazareth zum „lieben Herrn Jesus“ gesoftet wurde, mit dem ihm seine Radikalität, seine Kompromisslosigkeit und Schärfe genommen wurde.
Aber genau diese Radikalität und Kompromisslosigkeit hat Jesus zu seiner zeitweiligen Schärfe gebracht! Er war immer scharf und kompromisslos, wenn es um die Ärmsten der Armen ging. So hat schon sein öffentliches Auftreten begonnen. Als er am Anfang der Bergpredigt zu allererst die Armen, die Trauernden und die Gewaltlosen seliggepriesen hat. Und so endet auch sein öffentliches Auftreten wieder mit dem Blick auf die Ärmsten der Armen. Als er gefragt wird, wer denn nun zu den Geretteten gehören wird beim Weltgericht, antwortet er ganz konkret: die, die den Hungernden zu essen und den Dürstenden zu trinken gegeben haben, die, die Fremde und Obdachlose aufgenommen haben, die, die Nackte bekleidet, Kranke gepflegt und Gefangene besucht haben, also all die, die Werke der Barmherzigkeit getan haben, sie kommen ins Reich Gottes und die, die sie nicht getan haben, nicht.
So knallhart das auch klingen mag, richtig verständlich wird mir diese Rede vom Weltgericht erst, wenn ich sie nicht als Drohung verstehe. Sondern als selbstverständlich und konsequent für Jesus, weil sein Leben und seine Botschaft so kompromisslos auf das Wohl der Menschen ausgerichtet war. Mit seiner Rede vom Weltgericht greift Jesus quasi zum letzten rhetorischen Mittel um den Seinen klarzumachen, dass nichts wichtiger ist, als die Menschen zu lieben, spürbar und konkret zu lieben. Damit sie heil werden und zum Heil gelangen. Denn Lieben geht nur ganz oder gar nicht.
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