SWR2 Wort zum Tag

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GNADE heißt auf lateinisch GRATIA. Dieses Wort bedeutet ursprünglich: Anmut, Leichtigkeit Grazie. Gnade ist das, was Leben erleichtert. Sie macht das Dasein leicht. Eine solche Gnade wünschen sich viele, das lese ich aus den Fragen, die sie sich stellen: Wer schenkt mir Wertschätzung, ohne dass ich gut oder liebenswert sein muss?

Wer interessiert sich für meine Person, für meine Geschichte, für meine Sorgen und Nöte, ohne nach dem "Ertrag" zu fragen?
Für wen bin ich nicht nur die Summe meiner guten Taten und meiner Fehler, sondern für wen bin ich einfach so wertvoll und liebenswert?
Diese Fragen standen auch am Anfang der Reformation, es waren Martin Luthers Fragen.

Die Antwort, die Luther beim Studium der Bibel bekam:
Gott ist Gnade. Gottes Liebe macht das Dasein vielleicht nicht immer leicht – aber sie macht es tragbar, sie gibt dem Leben in all seinen Schwierigkeiten Anmut und Grazie in den Augen Gottes. Vielleicht gehört auch eine gewisse Heiterkeit dazu, die Fähigkeit, bestimmte Dinge und vor allem sich selber nicht so wichtig zu nehmen.

Diese Erkenntnis hat die Welt verändert, sie war und ist für viele Menschen überwältigend:
Der Gott der Bibel beschenkt mich mit Gratia, er macht mich in seinen Augen zu einem Leichtgewicht. Er ist nicht Moral, er bürdet keine Lasten auf. Keine Schuld könnte so schwer sein, dass Er sich empört von mir abwenden würde. Nur mein Vertrauen will er haben, dass ich mich bewusst und immer neu auf Ihn ausrichte.

So sagt es die erste der 95 Thesen: Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße (Markus 1,15), dann will er, dass das ganze Leben eine Umkehr zu Ihm sein soll.

„Leichter“ wird mein Leben, wenn ich zu Christus umkehre, ihm meine Lasten anvertraue, Sorgen ausspreche, Schuld bekenne. Wenn ich seine Worte höre und glaube: „Du bist mir recht. Dir sind deine Sünden vergeben.“ Nicht einmal, nicht zufällig, sondern ein ganzes Leben lang.

Erleichterung also, Entlastung. Für den einzelnen zunächst, dann aber auch für sein säkulares Umfeld. Gottes Gnade will hineinwirken in die Familien, in soziale Verhältnisse. Alle sollen leichter leben. Jeder und jede Einzelne braucht den gnädigen Blick, das entlastende Wort, die helfende Tat.

Du bist mir recht. Ich bin dir gut. Ich erwarte nichts von dir als dein Vertrauen.
Manches davon prägt unsere Gesellschaft. Aber sie könnte durchaus noch ein wenig gnädiger und leichter werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25230
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