Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Miss Rollstuhl“ heißt Alexandra, ist 23 Jahre alt und kommt aus Weißrussland. Vor ein paar Tagen ist sie zur schönsten Rollstuhlfahrerin weltweit gekürt worden. Insgesamt 24 junge Frauen aus 19 Ländern waren zu dem Wettbewerb angetreten. Das Besondere dabei: es ging nicht nur um gutes Aussehen, sondern auch um Persönlichkeit und soziales Engagement. Organisiert wurde der Wettbewerb von einer Stiftung aus Polen. Über das Ziel sagt eine der Jury-Vorsitzenden: „Es ist wichtig, das Bild von Frauen in Rollstühlen zu verändern, damit sie nicht nur auf diese Eigenschaft reduziert werden. Nicht das Aussehen zählt am meisten. Ganz unwichtig ist das zwar nicht. Aber wir haben bei der Wahl vor allem auf die Persönlichkeit der Frauen geachtet, ihre täglichen Aktivitäten, ihr Engagement, ihr Sozialleben, ihre Pläne.“

Was mir dieser Wettbewerb vor allem zeigt, ist: Schönheit ist nicht nur eine Sache von gutem Aussehen. Dazu gehört mehr. Schön ist ein Mensch für mich, wenn jemand aufmerksam für andere Menschen ist und offenherzig und mit einem liebevollen Blick auf andere zugeht. Schönheit hat für mich auch was mit Gelassenheit zu tun. Wenn jemand nicht krampfhaft versucht, alles perfekt zu machen und darauf vertraut, dass sich schon ein Weg finden wird.

Dass Alexandra „Miss Rollstuhl“ geworden ist, liegt aber auch daran, wie sie mit sich selbst umgeht. Und jetzt sagt sie auch anderen: „Kämpft gegen eure Ängste!“ Bestimmt hat es bei ihr einige Zeit gedauert, bis sie gelernt hat, sich selbst so zu akzeptieren, wie sie ist. Bis sie sich selbst nicht mehr nur auf das reduziert hat, was sie nicht kann. Ich kenne auch Momente, in denen ich an mir zweifle. In denen ich denke, dass ich anders sein müsste. Irgendwie besser und klüger, feinfühliger oder rücksichtsvoller. Die Angst nicht zu genügen, verdeckt dann das Schöne, das in mir steckt. Und: Schönheit ist in jedem von uns! Ohne oder mit Rollstuhl, klein, groß, dick oder dünn.

Der „Miss Rollstuhl“-Wettbewerb hat mir klar gemacht: Es geht darum, die eigene Schönheit zu entdecken und entschlossen und mutig ins rechte Licht zu rücken. Muss ja nicht gerade auf einem Wettbewerb sein – es reicht schon jeden Morgen vor dem Spiegel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25219
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