SWR Kultur Wort zum Tag

SWR Kultur Wort zum Tag

- dass Staunen verändert

Allan Sandage war ein großer US-amerikanische Astronom.Aus dem Licht der Sterne hat er errechnet, dass vor etwa 15 Milliarden Jahren alles anfing. Für den Wissenschaftler zählten Fakten und konkrete Forschungsergebnisse. Für seine Kollegen war es deshalb eine Überraschung als er trotzdem ein persönliches Glaubensbekenntnis ablegte: „Die Erforschung des Universums hat mir gezeigt“, sagte der (mittlerweile verstorbene) Gelehrte, „dass die Existenz von Materie ein Wunder ist, das sich nur übernatürlich erklären lässt.“ Ähnlich äußerte sich der Physiker und Nobelpreisträger Charles Townes: „Bei den Gesetzen des Universums ist ein intelligentes Wesen am Werk“. Natürlich kann man darüber streiten was diese Wissenschaftler z.B. mit „intelligentem Wesen“ meinten. Trotzdem: wenn rational denkende Wissenschaftler das Staunen nicht verlernen, dann sind solche Bekenntnisse gute Nachrichten. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die ein Geheimnis bleiben, das man nur bestaunen kann. Schon als Kind habe ich meine Mutter immer mal wieder mit der Frage genervt, wo denn da oben am Himmel, im Weltall, die Grenze sei. Irgendwo müsse doch mal Schluss sein, eine Wand oder irgend so was. Ihre Antwort: „Es gibt da keine“, hat mich nicht zufrieden gestellt. Diese Unendlichkeit kann ich einfach nicht denken. Die Vorstellung, dass sich alles grenzenlos ausdehnt, dass unsere Welt vielleicht nur ein Universum unter vielen ist, diese Vorstellung sprengt auch heute noch mein armes Hirn. Erklären kann ich es nicht, aber immer wieder staunen, wenn ich in sternenklarer Nacht in den Himmel schaue. Mich führt dieses Staunen zu Gott. So wie der Beter im Psalm 8 sein Staunen in Worte fasst: „Herr unser Herr, wie gewaltig ist Dein Name auf der ganzen Erde, du hast deine Hoheit ausgebreitet über den Himmel…das Werk deiner Finger. Mond und Sterne seh ich die du befestigst“. Soweit der Psalm. Der Verfasser rühmt Gott und ist gleichzeitig erstaunt, dass dieser unendliche Gott Kontakt zum  vergleichsweise winzigen Menschen sucht. Er betet weiter: “Was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst, des Menschen Kind dass Du dich seiner annimmst“? Für mich ist das Staunenswerteste dass dieser allmächtige Gott in Jesus selbst Mensch geworden ist.
Woran glaubst Du? So fragt in diesen Tagen die Themenwoche der ARD. Ich glaube, dass vieles mein Begreifen übersteigt. Ich glaube, dass mein Staunen über die Wunder von Himmel und Erde mich zu Gott führt. Ich glaube, dass Gott irgendwann die Rätsel lüften wird und mein Staunen erfüllt wird.                   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24375
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