SWR1 Begegnungen

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Ich begegne der Botschafterin von Palästina in Deutschland, Frau
Dr. Khouloud Daibes. Ihr Amtssitz in Berlin nennt sich zwar nicht
Botschaft sondern Palästinensische Mission, aber sie ist
die Vertreterin Palästinas in der deutschen Bundeshauptstadt -
mit dem Titel Botschafterin.
Dort treffe ich Frau Daibes. Seit 2013 nimmt sie diese Aufgabe wahr. Vorher war sie palästinensische Ministerin für Tourismus und
Altertümer sowie für Frauenangelegenheiten. Geboren ist sie in dem Land, das wir gerne das Heilige Land nennen.

Das ist was ganz Besonderes. Ich glaube das ist ein Geschenk
Gottes, dass man in Bethlehem geboren ist, in Jerusalem aufgewachsen…Egal wo man hinschaut, jeder Stein hat eine Geschichte zu erzählen.

Wenn sie davon spricht sieht man ihr im Gesicht die Liebe zu ihrer Herkunft an. Frau Daibes ist Christin und sieht darin auch eine Aufgabe.

Man lebt in diesen Orten.Wir sind sehr stolz als Christen, dass diese Orte, die Jesus auch besucht hat, dass die in unserer Heimat existieren und dass wir das tagtäglich erleben. Das schenkt uns eigentlich viel Kraft und Standhaftigkeit. Wir leben mittendrin und wir empfinden es als unsere Aufgabe auch dort zu bleiben und Träger der Botschaft des Friedens zu sein unter sehr schwierigen Umständen, in einem sehr schwierigen politischen und wirtschaftlichen Kontext.

Frau Daibes hat an der Universität Hannover Architektur studiert. Sie promovierte über die Erhaltung des palästinensischen Kulturerbes. Im Jahre 1995 ist sie nach Palästina zurückgekehrt, wurde Leiterin des Zentrums für Kulturerbe in Bethlehem und arbeitete als Architektin und Denkmalpflegerin. Besonders stolz ist sie, dass die Geburtskirche in Bethlehem 2012 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Das war der Startschuss für die umfangreiche Renovierung der Kirche. Vor vier Jahren hat sie begonnen. Davon profitieren alle christlichen Konfessionen und das verbindet.

Unser Präsident sagt immer: „Ich bin der einzige Präsident der Weihnachten dreimal im Jahr feiert: am 24. Dezember, am 6.Januar und am 18.Januar zusammen mit den Armeniern.

Und dabei ist Präsident Abbas selbst Muslim. Die Christen sind zwar überproportional in verantwortlichen Positionen in der palästinensischen Gesellschaft vertreten, bilden aber zahlenmäßig mit 1,5 % Bevölkerungsanteil eine Minderheit; sie sind angewiesen auf die Unterstützung von Christen anderer Länder, auch in Deutschland.

Man kann noch viel mehr tun um die Politiker zu beeinflussen, dass im Heiligen Land eine politische Lösung dringend gebraucht wird.Der Kontakt zwischen Kirche in Deutschland und Palästina ist auch wichtig weil wir Christen in Palästina dieses Gefühl brauchen dass wir nicht allein sind dass wir unsere christlichen Brüder und Schwestern auch überall haben und die mit uns fühlen.

Wie diese Unterstützung auch durch Papst Franziskus Rückenwind erhält und warum Frau Daibes sich zwar mit Israel schwer tut aber keine Probleme mit der jüdischen Religion hat.

Teil II

Als palästinensische Christin erlebte die Botschafterin Palästinas in Berlin, Dr. Khoulud Daibes, die Unterschiedlichkeit und den Reichtum der verschiedenen christlichen Kirchen.

Einmal finde ich das sehr schön, auch wenn es manchmal schwierig ist, dass diese Vielfalt in Palästina existiert. Es gibt so viele Gemeinden mit verschiedenen Liturgien, Traditionen. Das ist schön. Aber auch der Dialog zwischen palästinensischen Christen und palästinensischen Muslimen ist wichtig und da leistet die Kirche eine sehr wichtige Rolle.

Respekt zwischen den Religionen ist der Botschafterin wichtig. Auch wenn sie äussert kritisch ist was die israelische Politik angeht und von der Besatzung ihrer Heimat spricht, steht sie der jüdischen Religion aufgeschlossen gegenüber.

Wir respektieren alle Religionen. Ich habe eine Synagoge in Jericho restauriert. Ich betrachte mich als Palästinenserin als Trägerin all dieser Spuren der Geschichte der Religionen über Jahrtausende. Das heisst wir Palästinenser haben mit Judentum als Religion kein Problem.

Wenn Religion allerdings instrumentalisiert wird, oder noch schlimmer missbraucht wird, dann hat sie damit ein großes Problem. Zum Beispiel beim Thema Islam und Islamismus ist nicht gleich Islam. Ein Problem bei uns, ein Problem weltweit.

Natürlich ist es für Aussenstehende schwer diesen Unterschied zu machen zwischen Islam und Islamismus und ich glaube Medien können da auch eine positivere Rolle spielen, indem sie das anders erklären. Wenn man sagt islamistischer Terrorismus, dann verbindet man das sofort mit Islam und das ist ja das was die Terroristen wollen. Da können wir als Palästinenser auch einen positiven Beitrag leisten indem wir sagen, das hat mit Islam nichts zu tun.

Die christliche Botschafterin untersteht ihrem muslimischen Präsidenten, meine Regierungschefin ist eine christliche Kanzlerin. Beide haben wir jedoch das gleiche religiöse Oberhaupt. Als Katholikin versteckt sie nicht ihre Sympathie für unseren gemeinsamen Papst Franziskus.

Wir lieben Papst Franziskus, weil er ein sehr guter Mann ist, der Palästina auch sehr unterstützt hat,weil er den Geist des 21.Jahrhunderts empfindet. Er stellt Fragen und er fängt bei sich an und er ist ein sehr positives Modell für die Jugendlichen heute. Das ist das, was wir heute brauchen und deswegen sind wir sehr dankbar, dass es ihn gibt und hoffen dass er noch mit viel Kraft und Segen diesen Weg weitergeht.

Das hoffen wir beide und: dass der ersehnte Friede für das Heilig-Unheilige Land keine Utopie bleibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24247
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