SWR1 Begegnungen

SWR1 Begegnungen

Teil I:

Ich treffe Klaus Jensen, den 65jährigen Politiker, im sogenannten „Fischhaus“ auf dem Gelände der Abtei St. Matthias. Früher legten hier Fische aus den nahe gelegen Weihern in einem Bassin einen Zwischenstopp ein, bevor sie auf den Tellern der Mönche landeten. Heute befindet sich hier das Büro von Klaus Jensen und seiner Stiftung. Zu den jetzigen Mönchen hat der ehemalige Staatssekretär und spätere OB von Trier ein gutes Verhältnis. Die Verbindung kam durch das Schammatdorf, einem Wohngebiet mit sozialer Zielsetzung auf dem Boden der Abtei.

Als Sozialplaner der Stadt durfte ich mitdenken, als das damals in der Entwicklung war - als Berufsanfänger. Das Dorf existiert auf
dem Boden der Abtei, und daraus hat sich dann im Laufe der
Jahre zu einzelnen Mönchen eine persönliche Freundschaft entwickelt. Also, die Abtei gehört zu meiner Nachbarschaft und das ist für auch mich ein Stück Heimat, auch wenn das Wort vielleicht ein bisschen sehr stark ist.

Klaus Jensen wohnt selbst seit vielen Jahren in dem nach einem alten Flurnamen benannten Schammatdorf.. Hier wird ein Generationen übergreifendes und inklusives Wohnen und Leben verwirklicht. In dem „Dorf in der Stadt“ wohnen Familien mit Kindern, Menschen mit und ohne Behinderungen, ältere Menschen, Studenten, Alleinerziehende. Ein tolles Projekt, trotzdem stellt man sich die Residenz eines Oberbürgermeisters und seiner Frau (Malu Dreyer), der Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz repräsentativer vor.

Ich habe in den 33 Jahren, die ich jetzt dort lebe, noch nicht eine Sekunde das Leben dort für mich in Frage gestellt, im Gegenteil, es war immer ein Gewinn Nachbarschaft zu leben, Begegnung. Für mich war immer das Wort von Martin Buber leitend, eines seiner wichtigsten Worte: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, und es ist einfach schön dort zu leben und das soll auch so bleiben.

Weniger schön ist für ihn, und nicht nur für ihn, die wieder aufgekommene Sympathie für rechtsradikale Ideen in unserer Gesellschaft. Als Politiker hat Klaus Jensen dazu eine klare Position, als Christ auch.

Als Christ kann ich nur sagen all das, was Jesus uns vorgelebt hat, was uns in der Schrift zu handeln auffordert, ist Christenpflicht, und jetzt zu tun: den Anfängen zu wehren und es sind schon keine Anfänge mehr. Aber ich sehe als Christ auch, dass immer mehr Menschen diese Form der Bedrohung erkannt haben, sich engagieren und ich bin verhalten optimistisch, dass das, was christliches Leben ausmacht, auch eine neue Bedeutung erfährt. Manchmal braucht man ja auch einen Schuss vor den Bug und ich glaube der Warnschuss ist jetzt laut genug gewesen.

Klaus Jensen belässt es nicht nur bei warnenden Worten. Mit seiner eigenen Stiftung engagiert er sich mit ehrenamtlicher Unterstützung beim Thema Gewaltprävention. Bei uns z.B. ganz aktuell mit dem Blick auf Flüchtlinge, aber auch in Ghana in den sogenannten Hexendörfern. Was es damit auf sich hat und wie er mit seiner Frau hautnah erlebte wie Papst Franziskus mal wieder das strenge Protokoll des Vatikans ausbremste, dazu mehr nach dem nächsten Titel.

Teil II

Gewaltprävention ist eines der Themen der Stiftung. Gewalt „durch eine neue Kultur der Gewaltfreiheit im Denken und Handeln“ zu überwinden, dieses Ziel steht in der Präambel der Stiftung. Beispielsweise durch die Unterstützung von Hexenjagd-Flüchtlingen in Ghana. Anlass war eine bemerkenswerte Geste. Als Oberbürgermeister rehabilitierte Jensen die in Trier im 17.Jahrhundert verbrannten sogenannten Hexen.

Das ist vorher nie passiert und wir sind als Stiftung darauf gestoßen, dass Tausende in afrikanischen Ländern heute noch als sogenannte Hexen verfolgt, auch getötet werden. Wir unterstützen Afrikaner, die gegen diese schlimmen Geschehnisse  auftreten und versuchen auch so durch unterstützende Aufklärungsarbeit in Afrika einen Bewusstseinswandel zu erreichen. Also auch eine Form der Gewaltprävention.

Neben seinem eigenen Engagement ist Klaus Jensen als Ehemann der Ministerpräsidentin Malu Dreyer auch, salopp gesagt, der „First Gentleman“ von Rheinland Pfalz. In dieser Rolle begegnete er mit seiner Frau Papst Franziskus. Für den in der Duisburger Pfarrei St. Franziskus groß gewordenen ehemaligen Messdiener, Pfadfinder und kritischen Katholiken bis heute ein Highlight.

Die Begegnung  war mich für eigentlich ein unbeschreibliches Erlebnis,, war befreiend. Plötzlich von einer Persönlichkeit unmittelbar zu erfahren, dass es ein neues Denken gibt das eigentlich genau dem entspricht, was ich mir von der Realisierung des Evangeliums, von der christlichen Botschaft, erhoffe - es war einfach schön.

Die Chemie stimmte, der auf 20 Minuten terminierte Besuch dauerte doppelt so lang. Und nicht nur in puncto Zeit zeigte sich der Papst von seiner spontanen Seite. Zum Leidwesen des strengen Protokolls.

Eigentlich durfte ich zuerst gar nicht mit rein weil meine Frau ja die Privataudienz hatte. Sie hat dann an der Türe gefragt: „Mein Mann darf doch mit rein oder?“ Und er sagte ganz spontan „Was Gott zusammengeführt hat, darf der Papst nicht trennen“, nahm einen Stuhl, stellte ihn an den Schreibtisch und bot mir den Platz an.

Typisch Papst Franziskus, denke ich und beneide meinen Gesprächspartner ein wenig um diese persönliche Begegnung. Aber mehr freue ich mal wieder, dass Papst Franziskus so ist, wie er ist. Ein spannender Mensch und eine lebendige Ermutigung. „Hoffentlich noch lange“, meint Klaus Jensen. Und das hoffe ich auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23947
weiterlesen...