SWR2 Wort zum Tag

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„Die Welt ist voller Ideen, lass sie wachsen“. So lautet das Motto der diesjährigen katholischen Misereor Fastenaktion. So ist ist es auf großflächigen Plakaten in unseren Straßen zu lesen. Misereor ist ein Hilfswerk der Katholischen Kirche. Auf dem Plakat ist ein Mädchen aus Burkina Faso abgebildet. Sie trägt eine Sonnenbrille. Nichts besonderes eigentlich. Hier doch. Sie hat die Brille umgekehrt aufgesetzt. Ein Symbol das dazu auffordert sicher geglaubte Perspektiven zu verändern. Ein gestellte PR Aktion? Nein. Mein Heimatbischof, Stephan Ackermann, hat dieses Mädchen vor einigen Wochen in Burkina Faso getroffen. In seinem Hirtenbrief zum 1. Fastensonntag, den wir vorgestern begangen haben, erzählt der Bischof von dieser Begegnung. Dabei zeigte sich, so der Bischof „ dass die Kleine die Brille nicht aus Versehen verkehrt herum aufgesetzt hat. Selbstbewusst setzte sie während unseres Besuchs die Brille einmal so und einmal andersherum auf. Offensichtlich liebte sie das Spiel mit den verschiedenen Perspektiven. Das Misereor-Plakat nimmt dieses Spiel als Symbol“, schreibt der Bischof im Weiteren.“Es will uns anregen, dass auch wir nicht in den immer gleichen Sichtweisen bleiben, sondern unsere Perspektive wechseln, um eine neue Sicht auf die Wirklichkeit einzunehmen. Im Blick auf die Länder, in denen Misereor hilft, heißt das: Nicht nur deren Probleme zu sehen, sondern auch die vielen Ideen und Energien, die die Menschen dort haben.“ Soweit Bischof Stephan Ackermann. So ein differenzierter Blick verhindert eine einseitige Sicht der Dinge. Hier das reiche, wirtschaftlich starke und spendable Deutschland und auf der anderen Seite das arme, perspektivlose und Unterstützung brauchende Entwicklungsland, wie wir Länder wie Burkina Faso meist betiteln. So ein Schwarz-Weiss Bild verkennt die weitaus vielschichtigere Situation in diesen Ländern und ihre Menschen. Ähnliches widerfährt vielen Flüchtlingen in unserem Land. Einseitig und teilweise falsch Informierte diffamieren sie als blosse Wirtschaftsflüchtlinge, potentielle Terroristen oder nicht zu verkraftende Belastungen für den Staatshaushalt und die Gesellschaft. Wer sich aber die Mühe macht, einem Flüchtling real zu begegnen, ihm in Augen zu sehen, wenn er seine Geschichte erzählt, der wird sich anderes und fairer verhalten. Perspektivwechsel verändern. Das zeigt sich im Engagement vieler freiwilliger Helfer, die heimatlos gewordene Menschen mit schrecklichen Kriegserfahrungen begleiten und unterstützen. Ich bin mir sicher, dass diese nach positiven Erfahrungen bei uns selbst wieder zu Kräften kommen und uns mit Ihren Talenten und Fähigkeiten bereichern. Denn: „die Welt ist voller Ideen, lass sie wachsen.“ 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23808
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