Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Früher ein hochkomplizierter und lebensgefährlicher Eingriff, heute schon beinahe Routine: Die Herz-Dilatation. Sachte schiebt der Arzt eine feine Sonde über die Leiste bis ins Herz. Dann wird mit Hilfe eines winzigen Ballons ein verengtes Herzkranzgefäß erweitert. Nun kann das Blut wieder ungehindert fließen.  

 

Manchmal wünsche ich mir, ich hätte als Seelsorger auch einen solchen Apparat zur Hand. Dann könnte ich mit sanftem Druck die Herzenshärte mancher Zeitgenossen aufbrechen, Engpässe erweitern und ungute Ablagerungen entfernen. Ich denke etwa an die Verhärtungen zwischen Partnern, wenn keine Liebe mehr strömt und immer mehr verkümmert, was einmal so glücklich begann. Und nun Herz-Insuffizienz im fortgeschrittenen Stadium!  

 

Ich begegne so viel Herzlosigkeit in den Betrieben, am Arbeitsplatz, wo sich manche den Weg frei schießen für die eigene Karriere. Gnadenlos werden Konkurrenten aus dem Markt geworfen und Existenzen ruiniert. Von Menschlichkeit oft keine Spur, von Herzlichkeit ganz zu schweigen! So viel Hartherzigkeit aber auch draußen in der Gesellschaft, Fremdenhass, Ausländerfeindlichkeit, körperliche und seelische Gewalt in Häusern und auf den Straßen. Diese Herzkrankheiten nehmen zu. 

 

In der Bibel sind solche Symptome auch bekannt. In Ermangelung moderner Apparate-Medizin wird dort nicht lange gefackelt: „Ich nehme euch das Herz aus Stein aus der Brust und gebe euch ein Herz aus Fleisch“, so spricht Gott beim Propheten Ezechiel und greift sozusagen zum Skalpell (11,19). 

 

Wir können das auch etwas unblutiger angehen. Herzenshärte kommt nicht von ungefähr: Es ist oftmals ein verwundetes Herz, das sich versteinert. Man kann es heilen durch Zuwendung und Liebe. Dann weichen lang zurückgehaltene Tränen die Verhärtungen auf. Anderen Menschen macht eine Art „Angina pectoris“ zu schaffen: Lebensangst, Versagensängste führen zu bedrohlichen Engpässen. Mut zu machen und vor allem Vertrauen zu schenken ist hier das Mittel der Wahl.  

 

Ich empfehle noch ein anderes, hochwirksames Coronar-Mittel, nämlich das Gebet zu dem Gott, von dem die Bibel sagt, er sei „barmherzig, gütig, langmütig und reich an Geduld“ (Buch Exodus 34,6) und er heile jene, „die gebrochenen Herzens sind“ (Psalm 147,3).

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22665
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