SWR1 Begegnungen

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„Mein Programm: Frieden und Bewahrung der Schöpfung!“

Ich treffe mich mit  Werner Schwarz. Er ist 75 Jahre alt und das,
was man einen Rentner im Unruhestand nennt. Der studierte Elektroingenieur ist stolzer Besitzer einer Windkraft-Anlage auf
den Höhen bei Trier und engagiert sich auch politisch für die Energiewende. Er ist Gründungsmitglied des Fördervereins für
die Gedenkstätte  des Konzentrationslagers Hinzert bei Trier –
und Sprecher der Pax Christi Basisgruppe Trier.  

Und da sind wir bei den Wurzeln seines Engagements, als ich
ihn in seinem Haus im kleinen Ort Korlingen bei Trier besuche.

Ich bin ja ein Kriegskind, 40 geboren, hab auch den Krieg, das Ende noch in Erinnerung als Kind, hab noch in Erinnerung wo mein Vater das letzte Mal da war, das war an Weihnachten, am 8. Februar ist er dann zu Tode gekommen in Frankreich, und wir hatten zehn Soldaten im Haus und ne Bombe fiel, obwohl das auf dem Land war, im Hunsrück, in Heidenburg, aber dort im Ort war die Ersatzstelle für den Landrat von Trier, und deshalb haben die auch mal ne Bombe abgeworfen, und Stellungskriege gabs da nachher.

Diese Erfahrrungen ließen in ihm eine pazifistische Grundeinstellung reifen, und so führte ihn sein Weg als Christ zur katholischen Friedensbewegung Pax Christi. Versöhnung war das Stichwort nach dem Zweiten Weltkrieg - auch mit der Sowjetunion.

Es war ungeheuer schwierig, Versöhnung mit der Sowjetunion, da gabs enormen Widerstand, aber es war notwendig, die Dinge da anzupacken, da drüber kam auch das „sich kümmern“ um das ehemalige KZ Hinzert, da gings damals um die 70 sowjetischen Kommissare, die da umgebracht wurden, und wo es auch gelungen ist, einen Gedenkstein dort zu errichten, und das war dann schon ne Sache, die einen auch irgendwie freut dann.

Dass einer wie er bis heute bei den regelmäßigen Protestaktionen gegen die Lagerung amerikanischer Atomraketen in Büchel in der Eifel mitmischt und bei allen großen Demonstrationen gegen die Nato-Nachrüstung dabei war, überrascht da nicht. Aber schwierig war es für ihn doch, denn beruflich verschlug es den Elektroingenieur nach einer Tätigkeit an der Uni Trier sozusagen auf feindliches Gebiet.

Das war brisant. Ich war ja in der Staatsbauverwaltung, im Landesdienst tätig und war für Militärobjekte auch zuständig in Spangdahlem und Bitburg und innerhalb meiner Tätigkeit bin ich dort als Protestler aufgetreten gegen meine quasi Auftraggeber Das finde ich das Gute an unserer Demokratie, dass man das auch darf und kann

„Gegen Krieg!“

Als aktiver Christ und Pax Christi-Mitglied hat sich der 75 Jahre alte Rentner Werner Schwarz immer für das eingesetzt, was er für richtig hielt und gegen das gekämpft, was er für falsch hielt. Für Frieden, Versöhnung und Bewahrung der Schöpfung, gegen Aufrüstung und Krieg. - Atomkraft hält er für den größten Irrtum des vergangenen Jahrhunderts. Als privater Betreiber hat er die erste größere Windkraftanlage im Kreis Trier-Saarburg gebaut – auch gegen Widerstände aus der Verwaltung:

Da hat sich also Riesen-Widerstand der Kreisverwaltung gebildet, da hat ja der damalige Landrat, der ja im Verwaltungsrat von RWE war, hat heftig gegen meine Anlage polemisiert, der wollte sie verhindern, was ihm aber letztlich nicht gelungen ist, das war schon interessant, da macht man dann einen Deckel drüber, das hat sich ja Gott sei Dank sehr stark gewandelt 

Heute ist seine Anlage Teil eines größeren Windpark in der Nähe seines Wohnorts Korlingen bei Trier und Schwarz  zufrieden. Seine Anlage wird noch nach dem alten EEG vergütet und bringt einen guten Ertrag. Weniger zufrieden ist er mit der aktuellen Entwicklung bei der Energiewende. Das neue komplizierte Verfahren, um den Zuschlag für ein Projekt im Bereich Erneuerbare Energien zu bekommen, benachteilige kleine Projektierer, kritisiert Schwarz im Einklang mit vielen Experten die Linie des Bundeswirtschaftsministers

Wir treten da auch auf der Stelle jetzt mit weiteren Projekten, um an der Ausschreibung teilzunehmen müssen gewisse Vorleistungen schon erfüllt werden, da muss schon Geld reingesteckt werden, ohne dass man vielleicht die Aussicht hat, an das Projekt ranzukommen, das Geld ist weg, und das können sich kleinere Projektierer oder Energiegenossenschaften kaum leisten.

Werner Schwarz sagt von sich selbst, dass er ein politischer Mensch ist. Dabei geht es ihm um Inhalte, nicht um Parteiräson.

Ich war fünf Jahre SPD-Mitglied, bin ausgetreten, als die SPD zusammen mit den Grünen den ersten Krieg in Jugoslawien geführt hat, da hab ich  wirklich mich getrennt von der Partei weil ich mir gesagt hab, ich bin in die Partei von Brandt und Schumacher eingetreten und nicht von Leuten die hier das erste mal einen Krieg führen.24. März 1999 war das, an dem Tag wo die ersten Bomber flogen und die flogen dann jeden Abend über unser Haus um zehn Uhr, die Tarnkappenbomber von Spangdahlem.

Da kommt es wieder zum Vorschein, das Kriegskind in ihm, dessen Kindheitserfahrungen ihn zum Streiter gegen Krieg und Aufrüstung werden ließen. Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit. Dieser Satz kommt mir wieder in den Sinn, als ich nachdenklich, aber auch froh nach Hause fahre. Froh und dankbar dafür, dass ich Werner Schwarz, diesem 75 Jahre alten, eher stillen und bescheidenen, aber beharrlichen Kämpfer für den Frieden begegnen durfte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22074
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