SWR1 Begegnungen

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Poetry-Slam – das ist meine Kunstform!

Ich treffe mich  mit Jana Highholder, einer 17-jährigen Abiturientin aus Koblenz. Sie schreibt eigene Texte, Texte mit gesellschaftskritischem Inhalt, aber auch mit christlichen Bezügen. Ihre Texte sind  sogenannte Poetry-Slam-Texte, die öffentlich vorgetragen werden.

Da kommen Menschen abends zu einer Veranstaltung, um zuzuhören. D.h. man kommt aus einer so lauten Welt und Rummel der Straßen in einen Raum, um still zu werden. Das finde ich was ganz besonderes, ganz tolles, und auch was super Mächtiges. Dass man 5 oder 6 Minuten hat als Künstler, um das zu sagen, was einem wichtig ist, was einem auf dem Herzen liegt. Ich mag das, mit Worten umzugehen.

Als Poetry-Slamerin ist Jana Highholder in ganz Deutschland unterwegs. Jetzt hat sie ein Hörbuch herausgebracht mit Texten „zwischen Himmel und Erde“. Da geht es um Liebe und Glück, aber eben auch um ihren Glauben. Im Text „Dein Kind“ schreibt und spricht Jana Highholder über Jesus:

Wasser hast du zu Wein gemacht, mit deinem Tod das Leben gebracht, dort oben am Kreuz, sie haben alle gelacht. Und was hast du gesagt? Es ist vollbracht!

Der Inhalt ist bekannt, und doch bringt Jana Highholder das in einen neuen sprachlichen Kontext, der überraschend ist und neugierig macht. Warum hat sie diese Kunstform „Poetry-slam“ für sich gewählt?

Ich persönlich schätze diese Kunstform enorm. Bei Bildern, das kannst du ganz viel hineininterpretieren. (…) Aber das ist nicht das, was mein Herz erreicht. Gesang ist auch schön, aber man singt meist nicht die eigenen Texte, , sondern covert was von einem anderen Künstler.

Eigene Texte schreiben – ich kann mir gut vorstellen, wie unsicher ein junger Mensch mit 17 sein muss, wenn er nicht nur schreibt, sondern sich mit eigenen Werken der Öffentlichkeit stellt. In einem Raum mit Hunderten von Menschen. Bin ich auch gut genug? Jana Highholder hat für sich ein Verfahren gefunden, die eigenen Texte frühzeitig zu testen.

Bei mir war das am Anfang so, dass ich nicht an den Texten gearbeitet habe, sondern ich nen Text geschrieben, entweder fand ich ihn gut und hab ihn verwendet, oder ich habe ihn nie wieder angeguckt.

Jana Highholder sitzt mir frech, sympathisch und doch sehr bestimmt gegenüber, als ich sie in Koblenz besuche. Die junge Frau weiß, was sie will. Mit 17 hat sie sich schon textlich weiterentwickelt.

Ich habe angefangen mit gesellschaftskritischen Texten, mit Texten, mit denen ich eher die Masse erreicht habe, immer schon nachdenklich, nie so stand-up-comedien-mäßig, weil ich das einfach so nicht kann.

„Warum schreibst du nicht über Gott?“

Jana Highholder ist eine jungen Poetry-Slamerin aus Koblenz. Die 17-jährige ist in einer christlichen Familie groß geworden, der Funke des Glaubens war auf sie übergesprungen, als viele ihrer Mitschüler eher auf Distanz zu Glaube und Kirche gegangen sind. Sie schreibt für ihr Leben gerne Texte. Christliche Texte zu schreiben, da ist Jana Highholder auch nicht von selbst drauf gekommen.

Irgendwann kam jemand zu mir und meinte: Jana, du hast so ein Talent, warum nutzt du das nicht für deinen Gott? Diese Frage hat mich total überrumpelt und verstummen lassen für nen Moment, weil ich gedacht habe – ja, warum schreibst du nicht über Gott?

Über Gott schreiben, ganz unbefangen erzählt sie mir davon. Und still zu werden vor Gott, dieser Gedanke ist einem religiösen Menschen nicht fremd.  

Und die Aufgabe, einen Text über meinen Gott zu schreiben, vor der hatte ich Ehrfurcht, weil ich mir dachte: Das muss annähernd an Gott, an seine Herrlichkeit, an seine Majestät rankommen.Das muss der Text aller Texte werden. Ich hatte viel zu große Furcht davor, dass es mir nicht gelingen könnte.

Die Zweifel blieben, doch der Mut, christliche Texte zu schreiben, war für Jana Highholder stärker.

Irgendwann abends kam mir der Gedanke: Jana, es kann nicht sein, dass du über das Leben schreibst, aber nicht über den, von dem das Leben kommt.

Ich sitze staunend vor einer jungen Frau, aus der es nur so heraussprudelt.

Ich finde es super wichtig, dass Gott bei allem, was du tust, die Priorität ist. Das ist ein ganz radikaler Gedanke. Bei Gott gibt es nur schwarz / weiß.  Es gibt bei Gott nur ein Ja oder ein Nein, kein Vielleicht oder ein Mittelding. Entweder ich glaube aus ganzem Herzen, oder ich glaube nicht.

Ist das wirklich so? Mein Gott kennt durchaus den Zweifel, ein Vielleicht, er erträgt mitunter sogar mein klares „Nein“ zu dem, was er zulässt. Eine 17-jährige darf anders denken, weil sie das Leben  mit seinen Brüchen und Enttäuschungen noch vor sich hat. Mit Menschen. Auch mit Gott. Jana Highholder lässt trotzdem nicht locker:

Ich persönlich mag super gern Mt 6,33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen. (…) Das ist etwas, was ich versuche in meinem Kopf ganz oben zu haben, dass Gott, bei allem, was ich tue, mein erster Gedanke sein soll. Und dann wird sich das Leben und alles, was man vorhat, regeln.

Und dann erzählt mir Jana Highholder ein kleines Erlebnis:

Ich war jetzt auf Abi-Fahrt in Zandvoort, und ich stand am Strand und dachte mir beim Anblick dieser Schönheit: Wie kann man Gott verneinen?

Jana Higgholder ist eine junge Sprach-Künstlerin, vielleicht schon bald Medizin-Studentin, und zum Abschluss unseres Gespräches fasst sie in einem Auszug aus dem Höralbum „aufwärts“ zusammen, was sie hält und trägt.

Du Vater und Gott, du Schöpfer und Meister, du Künstler, du Heiland, du Vorhangzerreißer, du Tröster, und Sündenentblößer, mein Glaube an dich wird jeden Tag größer. 

(Jana Highholder, aufwärts, Poetry-Slam-Texte zwischen Himmel und Erde, Gerth Medien Musikverlag, Asslar 2016)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21797
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