Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Menschen, die beginnen, an Gott zu glauben, fangen nochmal ganz neu an. Daran erinnert der heutige Sonntag, der erste nach Ostern. Er hat den lateinischen Namen „Quasi modo geniti“. Übersetzt heißt das „Wie die neugeborenen Kinder“.

An Gott glauben ist wie neu geboren werden. Dieser Vergleich findet sich öfter in der Bibel. Der Apostel Paulus hat es einmal so formuliert: „Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; etwas ganz Neues hat begonnen!“ (2 Kor 5,17 Neue Genfer Übersetzung).

Aber was heißt das? Wie ein neugeborenes Kind werden? Ich denke, es heißt nicht, dass ich mein Leben ein zweites Mal lebe. Manchmal wünscht man sich das ja. Um dann bessere Entscheidungen zu treffen als beim ersten Mal oder Fehlern aus dem Weg zu gehen. Aber ich befürchte: Selbst wenn mir das bei einem zweiten Versuch gelingen würde, ich würde dann eben neue, andere Fehler machen und andere falsche Entscheidungen treffen.

Nein, wer anfängt an Gott zu glauben, der fängt nicht bei null an. Der behält seine Vergangenheit mit allem Guten und allen Fehlern. Ganz neu wird sein Leben aber trotzdem, weil er auf Jesus Christus vertrauen kann.

Bei den ersten Christen war es so: Wenn ein Erwachsener angefangen hat, an Gott zu glauben, dann hat er sich taufen lassen. Dafür gab es einen festen Termin: Die Nacht auf den Ostersonntag. Bei seiner Taufe ist er dann in irgendeinem Fluss oder See ganz unter- und wieder aufgetaucht. Das Untertauchen hat an das Sterben von Jesus erinnert, und das Auftauchen an seine Auferstehung. Mit dem Täufling ist also symbolisch genau das Gleiche passiert wie mit Jesus. Und das sollte zum Ausdruck bringen: Du gehörst jetzt zu Jesus Christus.

Das macht meine vergangenen Fehler und falschen Entscheidungen nicht ungeschehen. Aber ich muss sie nicht immer aufs Neue bereuen. Sie sind gewissermaßen mit meinem alten Leben untergegangen. Ich kann unbelastet in die Zukunft gehen. – Deshalb hatten die neuen Christen bei ihrer Taufe in der Osternacht weiße Kleider an –weiß und unbefleckt. Und in diesen weißen Taufkleidern sind sie dann am Sonntag nach Ostern noch einmal im Gottesdienst erschienen, um zu zeigen: Wir können jetzt ohne Altlasten in die Zukunft gehen – eben wie neu geborene Kinder. Und wir leben in Zukunft nicht allein. Sondern mit Jesus Christus, auf den wir vertrauen und an dem wir uns orientieren.

Auch deshalb haben sie sich wie neu geboren gefühlt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21757
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