SWR2 Wort zum Tag

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Advent, das ist eine Zeit der Erwartung. Christen erwarten, dass zur Vollendung kommt, was mit der Geburt Jesu begonnen hat. Viele Menschen teilen diese Erwartung nicht. Sie sagen, sie leben gut ohne dieses Hoffnung, sie sehen den Sinn des Lebens im Leben selbst. Eine solche Haltung fordert dazu auf, über die christliche Hoffnung nachzudenken. Die Evangelien erzählen in Gleichnissen, wie unterschiedlich Menschen eine Zeit der Erwartung ausfüllen.

Ein Gleichnis ist das von den Knechten. (Mt 24, 45-51) Der Besitzer des Anwesens, in dem sie arbeiten, ist verreist. In seiner Abwesenheit hat er einem der Knechte die Verantwortung übertragen, für das Wohl der anderen zu sorgen. Und nun erzählt das Gleichnis zwei Möglichkeiten. Ein Knecht tut, was der Hausherr ihm aufgetragen hat. Ein anderer denkt, dass der Hausherr nicht so bald zurückkehren wird, und unterdrückt seine Mitknechte, um auf ihre Kosten leben zu können. Bei seiner Rückkehr handelt der Hausherr an den beiden Knechten so wie sie in der Zeit seiner Abwesenheit gehandelt haben. Der eine wird bestätigt, der andere erfährt die Gewalt, die er anderen angetan hat, an sich selbst.

Das Gleichnis ist pragmatisch. Es legt den Akzent auf die Weise des Handelns, an der sichtbar wird, ob Menschen in einer Erwartung leben. Der Knecht, der seine Mitknechte misshandelt, erwartet nicht, dass der Hausherr zurückkommt. Der andere Knecht hingegen, der seine Verantwortung wahrnimmt, lässt dadurch erkennen, dass er in der Erwartung eines gerechten Herrn lebt.

Was zeigt das Handeln eines Menschen, dem das Wohlergehen seiner Mitmenschen nahegeht? Was zeigt das Engagement derjenigen, die heute beispielsweise sich um die ankommenden Flüchtlinge sorgen und von dieser Sorge ihr Leben verändern lassen? Es zeigt, dass diese Menschen daran glauben, dass das Leben wert ist, gelebt zu werden, dass es nicht ins Leere läuft, dass es nicht gleichgültig ist, ob wir lieben oder hassen. Diese Menschen sind überzeugt davon, dass es sich lohnt, sich für ein Leben in Freiheit, Würde und Sicherheit einzusetzen. Sie sind wie der Knecht, der auch in Abwesenheit des Hausherrn seiner Verantwortung treu ist.

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21087
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