Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich hätte mich gefreut. Wenn es nachher einen ökumenischen Gottesdienst geben würde beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart.
Ein ökumenischer Gottesdienst am katholischen Feiertag Fronleichnam auf dem Evangelischen Kirchentag. Für mich hätte das was gehabt. Ein Signal dafür, wie nahe evangelische Christen und Katholiken einander gekommen sind.
Leider ist es nicht dazu gekommen. Ich hoffe, ‚noch‘ nicht. Es hat zu viele Hindernisse und Bedenken gegeben. Auf beiden Seiten. Evangelische und katholische. Bei den Bedenken sind wir jedenfalls „ökumenisch“.
Ich frage mich: Muss man immer wieder bescheiden sein, kleine Brötchen backen, wenn einem Ökumene wichtig ist.
Das Motto des Kirchentags heißt: ‚Damit wir klug werden‘. Bedeutet Klugsein in Sachen Ökumene zuerst einmal bescheiden sein? Weil dies nicht geht und das nicht?
Ich weiß schon Bescheidenheit ist eine Zier. Und steht gerade Christenmenschen sicher gut an. Aber mit Bescheidenheit allein überwindet man keine Grenzen. Grade haben wir Pfingsten gefeiert. Da haben wir uns erinnert, dass der Geist Gottes unüberwindbare Grenzen überwinden kann. Menschen mit ganz verschiedenen Sprachen und aus ganz verschiedenen Kulturen haben zusammengefunden. Wenn der Geist Gottes bescheiden gewesen wäre, dann hätte er den Bedenken Rechnung getragen. Aber dann wäre Pfingsten ausgefallen.
Können wir Christenmenschen in diesem Land uns noch ökumenische Bescheidenheit leisten?
Ich finde nicht. Als Christen und Kirchen sind wir es den anderen schuldig, dass wir – wann immer es geht – gemeinsam sagen und leben, was der Glaube an Gott fürs Leben bringt. Wie er leben hilft.
Ich beobachte, in den Lebenserfahrungen vieler Menschen kommt Gott nicht vor. Ich finde, als Christen müssten wir da sagen – verständlich, vielleicht sogar neu – dass Gottvertrauen ein Fundament ist, das das Leben trägt. Dass Gottvertrauen hilft, die vielen Ängste auszuhalten, die das Leben erschüttern. Vertrauen kann sogar helfen kann, Ängste zu überwinden: Die Angst, nicht geliebt zu werden, die Angst vor Krieg, die Angst, dass das Alter und der Tod zuerst meinen Verstand und dann mich einfach auslöschen. Gottvertrauen hilft leben: Diese Erfahrung machen wir Christen. Nicht immer. Aber immer wieder. Ich finde, die sind wir den anderen schuldig.
Manchmal muss man unbescheiden sein, wenn kann klug sein will, und sich verändern. ZB in der Ökumene.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19903
weiterlesen...